Obwohl sich schon wegen der 900-Jahr-Feier der Landesvater angesagt hat, wird für Normalbürger beim Fellbacher Herbst keine weinselige Feierlaune aufkommen. Die Stadt arbeitet an einem Ersatzprogramm

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Den traditionellen Festzug durchs Oberdorf zur Schwabenlandhalle hat die Stadt bereits vor Wochen ersatzlos abgesagt. Und auch weinlaunige Geselligkeit, eigentlich das Markenzeichen des im Normalfall von mehreren hunderttausend Menschen besuchten Traditionsfests, soll sich im Zeichen der Coronapandemie möglichst gar nicht erst einstellen. Gefeiert wird allenfalls im kleinen Kreis, statt eines Fests für die ganze Stadt wird der Fellbacher Herbst auch im zweiten Jahr in Folge nur eine Angelegenheit für geladene Gäste.

 

Eine Drucketse vom Rathaus bis zum Entenbrünnele wird’s nicht geben

Nur eventuell sind beim Eröffnungsakt auf dem Guntram-Palm-Platz, zu dem schon wegen des 900-Jahr-Jubiläums auch Landesvater Winfried Kretschmann als Redner erwartet wird, auch noch aus der Ferne zuschauende Normalbürger zugelassen. Eine Drucketse vom Rathaus bis zum Entenbrünnele aber soll es in Fellbach am zweiten Oktoberwochenende 2021 ebenso wenig geben wie ausgelassene Stimmung in den Festzelten, proppenvolle Kellergewölbe oder sich vor den Musikbühnen drängendes Publikum. Ebenso der verkaufsoffene Sonntag der lokalen Einzelhändler, dank der attraktiven Rabattaktionen normalerweise durchaus ein Anziehungspunkt auch für auswärtige Gäste, muss erneut ausfallen.

Geplant sind laut dem Stadtmarketing-Geschäftsführer Florian Gruner allenfalls kleinere Aktionen, mit denen einzelne Geschäfte im Fellbacher Jubiläumsjahr auf sich aufmerksam machen wollen. „Wir freuen uns auf etwas mehr Herbst als vergangenes Jahr – auch wenn die Planungen noch nicht abgeschlossen sind“, wird er in einer am Donnerstag verschickten Mitteilung zitiert. Auch bei Oberbürgermeisterin Gabriele Zull ist herauszuhören, dass sie sich schwertut mit dem Gedanken, die Fellbacher erneut nur mit angezogener Handbremse feiern zu lassen.

Sechsstellige Besucherzahlen will sich in der Pandemie niemand vorstellen

Den Vorwurf, sich ausgerechnet im Jubiläumsjahr nicht engagiert genug um das als heimlicher Höhepunkt geltende Heimatfest gekümmert zu haben, will sich die Rathauschefin keinesfalls machen lassen. Auf der anderen Seite ist nachvollziehbar, dass sich in einer Pandemie niemand ans Bein binden will, eine Veranstaltung mit einer sechsstelligen Besucherzahl organisiert zu haben. „Wir müssen flexibel bleiben – schließlich weiß heute noch niemand, wie die im Oktober geltenden Corona-Verordnungen aussehen werden“, sagt die OB.

Deshalb wird für den Herbst erneut in einer stark abgespeckten Version geplant. Zwar soll es eine kleine Festwoche geben, die am 3. Oktober starten soll und in der Herbst-Eröffnung am 9. Oktober gipfeln wird. Zwar werden erneut auch Delegationen aus den Partnerstädten eingeladen, um im kleinen Kreis aufs Jubiläum anzustoßen. Zwar sind auch Herbst-Traditionen wie der althergebrachte Traubentanz oder die Ehrung der 100 ältesten Bürgerinnen und Bürger nicht vergessen. Doch zum Volksfest taugt das eher nicht.

Der Vergnügungspark wird hinter einen Zaun verlegt

Publikumswirksamer ist da schon der Vergnügungspark, mit dem vor allem Familien ein wenig „Herbst-Feeling“ vermittelt werden soll. Aufgebaut wird er laut Melanie Mezger vom städtischen Event-Management auf der Parkfläche beim Max-Graser-Stadion – nur mit Sicherung per Bauzaun wird vor Ort auch eine wirksame Einlasskontrolle möglich.

Ebenfalls geben soll es auf dem Parkplatz westlich der Schwabenlandhalle einen sogenannten „Weingarten“. Angedacht ist ein nicht näher bekanntes Musikprogramm, die guten Tropfen vom Kappelberg sollen in schöner, aber coronagerechter Atmosphäre genossen werden. Für eine Live-Weinprobe aller sechs Fellbacher Betriebe im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle sind 350 Tickets vorgesehen. Bei der Verkostung soll nach Vorbild der virtuellen Weinprobe auch eine Online-Teilnahme verfügbar sein.