In Bayern startet die bundesweit erste Akademie fürs Volksmusik. Hier verschwimmen die Grenzen – genau wie im Wirtshaus.

München - Volksmusik ist in. Besonders stark ist die bayerische, seit es hier ausgerechnet die Könige waren, die „Volkes Musik“ gefördert, ja teils erst begründet haben: als pädagogisches Mittel der Identitätsbildung für ihr Fleckerlteppich-Reich. Die Musikhochschule in München ist bis heute die einzige in Deutschland, an der man Volksmusik studieren kann. Und jetzt startet in Bayern auch noch die bundesweit erste Akademie für Volksmusik.

 

Lust am Ausprobieren

Volksmusik ist auch jung. Gemeint ist hier nicht der „volkstümliche Schlager“ à la Musikantenstadl, Marianne und Michael, Hansi Hinterseer. Es gibt in Bayern neben den braven Blaskapellen immer mehr junge Gruppen, die Landler, Polka, Zwiefache wieder aufleben lassen – mit unbändiger Spielfreude, atemberaubender Virtuosität und der Lust am Ausprobieren. Da werden Grenzen getestet und überschritten: zum Jazz, zur türkischen Musik; und wenn sie aus ihrer „Steirischen“ (Harmonika) aus lauter Gaudi einen Bossa Nova ziehen, dann klingt auch der noch authentisch. Eine Heimat für alle und für dieses „ganze Bauchgefühl“ der Volksmusik soll nun die Akademie in Freyung bieten. „Ganz hinten im Bayerischen Wald“, sagt mancher. Bürgermeister Olaf Heinrich, der durchaus mehr Leben dort haben möchte, spricht dagegen eher von einer nach allen Seiten – auch Tschechien und Österreich – offenen Region. Und wenn in der Volksmusik ohnehin die Grenzen verschwimmen . . .

Brauerei- statt Musikantenstadl

Jedenfalls haben sie für elf Millionen Euro einen alten Brauereistadl instand gesetzt sowie mit schalldichten und aufnahmetauglichen Proberäumen auch noch so aufgerüstet, dass er es akustisch mit dem Mozarteum in Salzburg aufnehmen kann. Seminare gibt’s dort fürs G’stanzlsingen, für Volkstanz, Zitherspiel und alles andere, einen Meisterkurs für die Steirische, und wer – als einzelner oder als Blaskapelle – Platz fürs Probewochenende braucht, der ist auch willkommen. Der Publikumstest kann dann gleich in den nahen Wirtshäusern erfolgen. Der künstlerische Leiter Roland Pongratz meint ohnehin, das Wirtshaus sei schlechterdings „die“ Hochschule für bayerische Volksmusik. „Gewesen“, fügt er hinzu. Denn jetzt gibt’s ja eine Akademie.