Die achte und letzte Staffel von „Game of Thrones“ ist gestartet. Wir sind gleich mal früh aufgestanden und haben uns das angeschaut. Zum Glück sind wir nicht die einzigen, die das Liebesglück von Daenerys und Jon Snow nicht mögen.

Stuttgart - Aufgeregt rennt ein kleiner Junge umher, windet sich durch die Menge der Erwachsenen, klettert auf einen Baum. Er will alles sehen: Ein Heer fremder Lanzenträger kommt, eine Armee marschiert in Winterfell ein, im kalten Norden, wo sieben TV-Geschichte schreibende Staffeln zuvor alles begonnen hat. Mit der Aufgeregtheit der kleinen Nebenfigur wollen uns die Serienmacher von „Game of Thrones“ einstimmen: So hätten sie uns gerne wieder, voll aufgeregter Schaulust, voll faszinierter Erwartung, was der Abschluss dieses großen Fantasy-Epos wohl bringen wird.

 

Liebe verleiht leider Flügel

Dabei rührt die nun endlich weltweit zu sehende, in Deutschland zuerst bei Sky verfügbare Auftaktepisode des Schlusskapitels bald jene Befürchtungen auf, die im Lauf der siebten Staffel entstanden. Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), selbsternannte Königin mit Sendungsbewusstsein und Herrscherin über die letzten lebenden Drachen in der mittelalterlichen Welt von Westeros, unternimmt mit ihrem Geliebten Jon Snow (Kit Harington) einen Ausflug über die frostigen Lande rund um Winterfell.

Wie sie da auf den mächtigen Schuppentieren durch die Lüfte segeln, werden ihre Drachen fast schon zu den Ponys einer Reiterhofschnulze. Man wähnt sich in einer Episode der netten Kinderanimationsserie „Drachenzähmen leicht gemacht“, und die aus vielen Kinofilmen, wo sie überflüssige 3-D-Effekte liefern sollen, sattsam bekannten Sturz- und Kurvenflüge wirken aufdringlich symbolisch: Ja, wir haben es begriffen, die Liebe verleiht Flügel.

Turteln unter Erwartungsdruck

Dieser Ausflug – nun, wo wir aus der siebten Staffel wissen, dass die heranrückende Armee der Nacht die Mittel besitzt, Drachen zu töten, und die Macht, solch ein gefälltes Ungetüm dann als untoten Kämpfer dienstbar zu machen – ist militärisch völlig verantwortungslos. „Game of Thrones“ ist groß geworden, weil die Figuren sich eben nicht getreu der Kitschmuster konventioneller Serienunterhaltung verhalten haben. Weil sie allesamt ambivalente Gestalten waren, die unter großem Druck pragmatisch, also oft grausam und wider ihre zarteren Gefühle handelten. Und nun stehen da Daenerys und Jon Snow turtelnd im Schnee, necken einander und träumen von der besseren Zukunft?

Mancher, der die erste Folge noch in der Startnacht geschaut hat, mag da versucht gewesen sein, abzuschalten. Sollte eine der schroffsten, ihre Zuschauer immer wieder aus der Komfortzone scheuchenden Serien jetzt tatsächlich in der Fantasy-Niedlichkeit angekommen sein? Beugen sich die Macher dem Erwartungsdruck eines anfangs nicht für möglich gehaltenen globalen Massenpublikums?

Intriganz und der Katzenfaktor

In dem Moment, als man seufzend „Ja“ antworten will, naht hier die Rettung. Sie liegt vorerst nur in einem Blick, aber in was für einem. Einer von Daenerys’ Drachen beäugt Jon Snow mit einem Unheil kündenden Blick wie nur je ein beiseite Geschobener den vorerst erfolgreichen Rivalen. Wer jemals einen neuen Freund oder eine Freundin mit einer eifersüchtigen Katze hatte, weiß, dass dieses Drachenvieh alles andere als ein „Und wenn sie nicht gestorben sind...“-Ende für das Liebesmärchen von Jon Snow im Auge hat.

Von diesem Moment an macht die Auftaktepisode der achten Staffel in mehreren Szenen klar, dass noch immer alle Allianzen, Freundschaften, erst recht jedes Glück, brüchig sind. Intriganz, Borniertheit, Sturheit, Traumata treten wieder hervor. Selbst im Angesicht der drohenden Auslöschung der gesamten Zivilisation können sich diese Menschen nicht zusammenraufen. Und ein paar vertraute Gestalten bekommen unsympathische Auftritte, was einem das Ganze sehr sympathisch macht. Man darf jetzt tatsächlich wieder vorfreudig gespannt sein, wie „Game of Thrones“ zu Ende geht.

Verfügbarkeit: Die achte Staffel von „Game of Thrones“ ist in Deutschland zuerst bei Skyticket und Sky Atlantic zu sehen. Jede Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag wird eine neue Folge freigeschaltet.