Chaos und überraschende erste Resultate: Nach dem Auszählungs-Debakel in Iowa gibt es noch immer kein endgültiges Ergebnis. Vorläufig gilt nicht der nationale Favorit, sondern ein Newcomer als Sieger.

Des Moines/Washington - Nach der chaotischen ersten Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen sehen vorläufige Resultate den aufstrebenden Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg vorne. Der 38-Jährige kam nach Auszählung von 85 Prozent aller Wahlbezirke im Bundesstaat Iowa auf die meisten Delegiertenstimmen - dicht gefolgt von dem linken Senator Bernie Sanders, wie die Demokratische Partei in Des Moines am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte.

 

Die Senatorin Elizabeth Warren rangiert demnach auf Platz drei. Der als einer der Favoriten gehandelte Ex-US-Vizepräsident Joe Biden, der in nationalen Umfragen vorne liegt, schaffte es dem vorläufigen Ergebnis zufolge in Iowa bislang nur auf einen schwachen vierten Platz. Chaos bei der Auszählung wegen einer schweren technischen Panne bei den Demokraten hatte die Verkündung von Ergebnissen arg verzögert.

Nach Berechnungen des Fernsehsenders CNN kommt Buttigieg laut dem neuen vorläufigen Stand auf 26,7 Prozent der Delegiertenstimmen, Sanders auf 24,3 Prozent. Mit einigem Abstand folgen demnach Warren mit 17,4 Prozent und schließlich Biden mit 15,9 Prozent. Bis wann die restlichen Daten und damit das Endergebnis vorliegen werden, war zunächst unklar.

Auswertungen gingen komplett schief

Buttigieg ist mit seinen 38 Jahren der jüngste Demokrat im Rennen. Bis vor einem Jahr war der moderate Politiker auf nationaler Ebene in den USA noch weitgehend unbekannt. Der ehemalige Bürgermeister von South Bend (rund 100 000 Einwohner) im US-Staat Indiana sprach nach der Verkündung der Iowa-Teil-Ergebnisse von einem „erstaunlichen Sieg“ - ganz gleich, was als nächstes passiere. „Ich habe noch nie so sehr an unsere Kampagne, an unser Team und an unsere Vision geglaubt“, sagte er am Dienstag in Laconia im Bundesstaat New Hampshire. Dort ist am kommenden Dienstag die zweite Vorwahl der Demokraten geplant.

Biden wiederum versuchte, seine sich abzeichnende Niederlage in Iowa kleinzureden. Er habe die ersten vier Vorwahlen als Ganzes im Blick, sagte er am Dienstag in New Hampshire.

Iowa hatte die Vorwahl bereits am Montagabend abgehalten. Die Entscheidung in Iowa fiel nicht in Wahllokalen, sondern bei „Caucuses“ - vielen Hundert zum Teil ganz kleinen Parteiversammlungen. Bei diesen Treffen verteilt über den ganzen Staat stimmten Demokraten und Republikaner in einem komplizierten Prozedere darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten.

Bei den Republikanern gewann der Amtsinhaber, US-Präsident Donald Trump, erwartungsgemäß mit einer überwältigenden Mehrheit von gut 97 Prozent der Stimmen. Er hat als Amtsinhaber parteiintern keine ernst zu nehmende Konkurrenz.

Bei den Demokraten, bei denen das Rennen hart umkämpft ist, ging die Auswertung der Ergebnisse komplett schief, was zu der enormen Verzögerung bei der Verkündung der Ergebnisse führte. Die Demokratische Partei machte einen Programmierfehler in einer App zur Übertragung der Wahlresultate für das Chaos verantwortlich. Die Präsidentschaftsbewerber reagierten frustriert, enttäuscht und wütend. Bidens Team meldete Zweifel an den Ergebnissen an und beklagte sich über „erhebliche Mängel“ in dem Auszählungsprozess.

In New Hampshire liegt Sanders vorne

Der Chef der Demokratischen Partei in Iowa, Troy Price, sagte am Dienstag, was in der Wahlnacht passiert sei, sei „inakzeptabel“. Er bitte dafür zutiefst um Entschuldigung. Weitere Ergebnisse würden veröffentlicht, sobald sie vorlägen.

Iowa mit seinen drei Millionen Einwohnern schickt im Sommer nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also groß. Wer in Iowa nicht unter den ersten drei seiner Partei landet, dessen weitere Aussichten gelten als trübe.

Im nächsten Vorwahlstaat New Hampshire liegt Sanders laut Umfragen bei den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne - mit deutlichem Abstand zu Biden. Sanders zeigte sich vor Anhängern in Milford zuversichtlich, bei der Vorwahl in New Hampshire zu gewinnen. Am 3. März folgt im Rennen um die Kandidatur die nächste große Wegmarke: der „Super Tuesday“ mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin.

Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte. Die Präsidentenwahl steht schließlich am 3. November an.