Sozialliberale Politik wurde vor 50 Jahren modern – ist heute aber Utopie. SPD und FDP bringen nicht einmal mehr halb so viele Stimmen zusammen auf, wie sie benötigen würden, um gemeinsam zu regieren. Sie haben ihre staatspolitische Rolle eingebüßt, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Viel Rot, wenig Gelb: nach heutigem Sprachgebrauch müsste man wohl von einer Kirgisistan-Koalition sprechen. Ein solcher Name, hergeleitet aus den Nationalfarben der zentralasiatischen Hochgebirgsrepublik, wäre so exotisch wie die Vorstellung, in absehbarer Zeit könnte sich ein Machtwechsel wie vor 50 Jahren vollziehen: Nach der Bundestagswahl am 28. September 1969 formierte sich damals ein sozialliberales Bündnis. SPD und FDP übernahmen erstmals gemeinsam die Regierung – unter aktuellen Verhältnissen eine unmögliche Koalition. Warum das so ist, liegt an den Schwächen der beteiligten Parteien. Sie haben ihre staatspolitische Rolle eingebüßt.