Renningen ist Vorreiter beim Carsharing. Doch in der Rankbachstadt gibt es noch viel mehr Initiativen in Sachen Umweltschutz, die jetzt beim Klimatag jede Menge Tipps gegeben haben.

Ina Reinhard, Klimaschutzbeauftragte der Stadt Renningen, schwitzt am heißen Sonntag unter dem großen Sonnenschirm auf dem Parkplatz an der Mediathek. Gleich ihr fächeln sich andere engagierte Bürger Luft zu, die alle bereitstehen, um die Besucher des Klimaschutztages über das Engagement für Natur und Umweltschutz in ihrer Stadt zu informieren. „In Renningen gibt es schon viele Vereine und Initiativen, die auf ganz unterschiedliche Weise im Umwelt- und Klimaschutz aktiv sind. Die wollen wir heute bekannter machen“, erklärt die Klimaschutzbeauftragte. Die Initiatoren wollen an diesem Tag den Besuchern auch zeigen, was jeder selbst tun kann und wie ohne großen Aufwand viel für Mensch und Natur bewirkt werden kann.

 

Viele Tipps für den Alltag zusammengetragen

Das Licht nur einschalten, wenn es gebraucht wird, Wasser während des Zähneputzens nicht laufen lassen oder für kurze Strecken das Rad nehmen, das hat man alles schon gehört und gelesen. Doch es gibt noch mehr, was man tun kann.

Die Aussteller haben für verschiedene Lebensbereiche Tipps gesammelt. Im Bereich Lebensmittel wird beispielsweise empfohlen, regional und saisonal einzukaufen, um Transportwege zu vermeiden. Deckt man sich im Unverpackt-Laden ein, wird dabei auch noch die Verpackung eingespart. Hier gibt es übrigens auch feste Seifen und Shampoos, die die Plastikflasche sparen. Im Haushalt können Leuchtmittel durch stromsparende LED-Lampen ersetzt und Geräte im Stand-by-Modus konsequent ausgeschaltet werden. Die Stromrechnung beweist, dass auch Kleinvieh Mist macht. Weniger tierische Produkte zu konsumieren spart ebenso Treibhausgase ein wie die Veränderung des Mobilitätsverhaltens. Mehr mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen, auf ein eigens Auto verzichten und dafür Carsharing-Angebote nutzen.

Zwei Lastenräder ergänzen Carsharing-Angebot

Letzteres funktioniert in der Rankbachstadt auf Vereinsbasis schon seit ziemlich genau 30 Jahren. Das Renninger Carsharing gehört inzwischen zum Verein Ökostadt Renningen und hat jetzt eine Idee des Projekts „Alternativ Mobil“ in die Tat umgesetzt: „Wir haben alle Bürger eingeladen, Ideen für mehr autofreie Mobilität zu sammeln“, erklärt Verena Duppel vom Renninger Straßenverkehrsamt das Projekt. „Viele gute Ansätze müssen noch reifen, doch unter dem Dach des Carsharings sind schon zwei Lastenräder angeschafft worden“, freut sie sich. Die „Lara“ genannten Drahtesel stehen aktuell in Malmsheim und Renningen und können über das Carsharing angemietet werden.

Ein neues Angebot ist die Bürgersolarberatung

Neben den alltagstauglichen Tipps brennt den Besuchern ein Thema unter den Nägeln: Solaranlagen auf dem Eigenheim oder dem Balkon. Johannes Grabis hat zusammen mit einem knappen Dutzend Mitstreiter im Mai dieses Jahres die Bürgersolarberatung Renningen, kurz BSB, ins Leben gerufen. Ab Herbst will die BSB interessierte Häuslebesitzer ehrenamtlich bei der Anschaffung einer Solaranlage beraten, doch für den Klimaschutztag sind sie schon am Sonntag aktiv gewesen. „Die Photovoltaik muss drastisch ausgebaut werden, damit wir sauberen Strom bekommen“, findet Grabis, „und eine Anlage lohnt sich oft schneller, als man denkt, vor allem beim derzeitigen Preisanstieg am Strommarkt.“

Klare Worte findet auch der Naturschutzbund Nabu: „Nicht jeder kann alles machen. Aber jeder kann sich Gedanken machen, was er selbst tun kann.“ Denn das, was hinter dem verharmlosenden Wörtchen „Klimawandel“ steckt, verändert alle Ökosysteme unserer Welt massiv. Deshalb plädieren Kulturwissenschaftler dafür, den Begriff „Klimawandel“ durch „Alleswandel“ zu ersetzen. Der neue Begriff mache klar, dass sich vieles ändern muss, um die Erderwärmung zu stoppen. Und den Müll sauber zu trennen, um Rohstoffe wiederzugewinnen, die Heizung um einige Grad herunterdrehen, um Gas zu sparen, oder Geräte, die nicht oft gebraucht werden, gemeinsam anzuschaffen oder auszuleihen sind Maßnahmen, die nicht wirklich weh täten, aber im Gesamten viel bewirkten.

Mehr Bäume und Sträucher fürs Mikroklima

Ina Reinhard, die Klimaschutzbeauftragte der Stadt, gibt noch einen Tipp: „Viele unterschätzen, was das Mikroklima auch vor der eigenen Haustür bewirkt. Doch die Lebensqualität steigt, wenn, klug angelegt, mehr Bäume und Sträucher in Garten und Balkon für Schatten und ein laues Lüftchen sorgen.“

Und nicht zuletzt ist das Engagement für den Rankbach und den lehrreich beschilderten Bachlehrpfad etwas, das eine ganz eigene Komponente in das Thema einbringt: „Ich möchte die Menschen für ihre Heimat sensibilisieren“, sagt Joachim Polster vom Arbeitskreis Bachgruppe. Denn was man liebt, das schützt man.