Der erste Radaktionstag in Baden-Württemberg hat mehr als zehntausend Radler in den Kreis Göppingen gelockt. Die Autofahrer mussten sich auf der alten Trasse gedulden.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Einen Tag lang haben die Radfahrer die B 10 ganz für sich alleine gehabt. Die Vollsperrung zwischen Ebersbach und Süßen machte am Sonntag bei sommerlichen Witterungsbedingungen den Weg frei für Familienausflügler und Radsportler. Ein Sonderzug der Bahn transportierte die Radler von Stuttgart ins Filstal.

 

Minister Hermann lobt den Kreischef

Mit dem ersten Radaktionstag im Kreis Göppingen, dem erstem überhaupt in Baden-Württemberg, möchte der Landrat Edgar Wolff das Profil als fahrradfreundliche Region schärfen. Diese Pioniertat wurde vom Verkehrsminister des Landes, Winfried Hermann, gelobt. Hermann bekannte sich beim Aktionstag für den Weiterbau der B 466 bei Süßen und der B 10 bis Gingen. Weitere Ausbaupläne für die Bundesstraße sieht er allerdings nicht im vordringlichen Bedarf.

Der Minister trat seine Tour mit einem Pedelec an, das ihm der Landrat am Ebersbacher Bahnhof zur Verfügung gestellt hatte. Er handelte sich um eines der sechs Räder, die der Kreis Göppingen für seine Auszeichnung als fahrradfreundlichster Arbeitgeber im Land bekommen hat.

B 10-Weiterbau soll bis 2015 kommen

Unterbrochen von Stopps in Ebersbach und Göppingen, radelten die Politiker bis zum Ausbauende der Bundesstraße in Süßen. In ihren Reden waren sich Hermann und Wolff einig, dass der Weiterbau der B 10 bis Gingen eine hohe Priorität hat. Hermann hofft, dass dieser Abschnitt bis spätestens 2015 realisiert werden kann. Der Baubeginn hängt auch von der Mittelverteilung durch den Bund ab. Anfang November will der Haushaltsausschuss des Bundestages über die Höhe der Finanzierung des Straßenbaus im kommenden Jahr beraten. Hermann rechnet damit, dass das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium ein Sonderfinanzierungsprogramm auflegen wird. Das könnte den Weiterbau der Bundesstraße möglicherweise beschleunigen, sagte Hermann.

Wie viele Menschen am Sonntag tatsächlich mit Rädern und Inlinern auf der B 10 unterwegs waren, ist nicht gezählt worden. Die Veranstalter gehen von mindestens 10 000 Teilnehmern aus. Autofahrer und Anwohner haben Geduld bewiesen.

Sperrung künftig alle zwei Jahre angedacht

In zwei Jahren soll der rund 20 000 Euro teure Radaktionstag wiederholt werden. Kosten sind vor allem für die Sperrung der neuen Bundesstraße 10 und die Umleitung über die alte Bundesstraße entstanden. Ursprünglich hätte die Radroute dort verlaufen sollen. Der Plan musste allerdings geändert werden, als klar wurde, dass die Sperrung der vielen Straßeneinmündungen zu aufwendig geworden wäre. Durch das geänderte Konzept konnte mit der Werbung für den Aktionstag erst später begonnen werden als geplant, das soll beim nächsten Mal besser werden, sagte Thorsten Rösch, der im Landratsamt die Vorbereitungen maßgeblich koordiniert hat.

An den Aktionspunkten in Süßen, Göppingen und Ebersbach sorgten zahlreiche ehrenamtliche Helfer der Vereine für die Verpflegung und Unterhaltung der Radler. Die Polizei bot einen Rad-Tüv sowie ein Sicherheitstraining mit dem Fahrrad an, und auf dem Radsimulator konnten sich alle abstrampeln, denen die B 10 zu wenig Kondition abverlangt hatte.

830 Kilometer Radwege im Kreis Göppinghen

Zahlreiche Teilnehmer am Radaktionstag lobten die Idee. Es machte ihnen sichtlich Spaß, die B 10 per Rad zu erobern. „Ich konnte auf dem guten Belag richtig Gas geben“, sagte etwa eine Radlerin aus Kirchheim Teck, die pro Jahr rund 5000 Kilometer auf dem Rad zurücklegt. Der Ausbau der Radwege im Kreis, insgesamt stehen 830 Kilometer zur Verfügung, wurde gelobt, es gab aber auch kritische Stimmen. Immer wieder war zu hören, dass das Radwegenetz in anderen Bundesländern umfassender ausgebaut sei als in der Region. An landschaftlich schönen Strecken fehlten noch sichere Radwege, etwa auf dem Weg von Süßen durch den Schlater Wald.