Freiburgs parteiloser OB Martin Horn hat mit Blick auf das am Donnerstag erwartete Urteil zur Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen das Verhalten der Bürger gelobt. Eine große Mehrheit habe sich von populistischen Instrumentalisierungen distanziert.

Freiburg - Vor dem erwarteten Urteil im Prozess um die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Freiburg hat der Oberbürgermeister der Stadt die besonnene Reaktion der Bürger gelobt. „Ich finde, Freiburg hat beeindruckend reagiert“, sagte Martin Horn (parteilos) der „Süddeutschen Zeitung“ vom Donnerstag. Er sei „stolz und dankbar“, dass die Mehrheit der Freiburger gegen Pauschalisierungen eingetreten sei.

 

Freiburg habe „als weltoffene Stadt eine reflektierte Haltung gezeigt“. Die Täter müssten rechtsstaatlich bestraft werden, gleichzeitig habe sich die große Mehrheit klar von populistischen Instrumentalisierungen distanziert, sagte Horn. 

Die Tat habe die Stadt aufgewühlt und ihn auch persönlich stark beschäftigt, sagte Horn. „Ich hoffe, dass jetzt Recht gesprochen wird und wir ein klares und eindeutiges Urteil haben werden.“ Horn, der zum Tatzeitpunkt erst wenige Monate im Amt war, erhielt nach eigenen Angaben selbst tausende Hasskommentare. „Das waren die heftigsten und intensivsten Tage in meiner bisherigen Tätigkeit als Oberbürgermeister“, sagte er.

Urteil soll an diesem Donnerstag fallen

Die sogenannte Sicherheitspartnerschaft zwischen der Stadt Freiburg und dem Land Baden-Württemberg bezeichnete Horn a1s „klaren Erfolg“. Nach 16 Jahren sei Freiburg nicht mehr auf dem obersten Platz der Kriminalitätsstatistik des Landes. Dennoch forderte Horn eine Aufstockung der Polizei. Im vergangenen Jahr habe das Polizeipräsidium Freiburg rund 120.000 Überstunden angesammelt.

Am Donnerstag soll das Urteil im Prozess um die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung gegen elf Angeklagte gesprochen werden. Sie sollen im Oktober 2018 eine unter Drogeneinfluss stehende 18-Jährige in einem Gebüsch nahe einer Diskothek gemeinschaftlich vergewaltigt haben. Die Staatsanwaltschaft forderte für acht der mutmaßlichen Täter Haftstrafen zwischen zwei Jahren und zehn Monaten sowie fünfeinhalb Jahren.

Zwei weitere Angeklagte machten sich aus Sicht der Anklagebehörde der unterlassenen Hilfeleistung schuldig und müssen mit einer Bewährungsstrafe rechnen. In einem Fall ist mit einem Freispruch zu rechnen. Der Fall führte bundesweit zu einer Debatte über Ausländerkriminalität. Nur einer der jungen Männer hat einen deutschen Pass. Die Angeklagten erklärten sich in der Verhandlung für nicht schuldig und gaben an, die Frau habe einvernehmlich Sex mit ihnen gehabt.