Die beiden Filderstädte Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen wollen über eine Erweiterung der KZ-Gedenkstätte am Flughafen verhandeln.

Filder - Jetzt liegt das Thema auch in Leinfelden-Echterdingen auf dem Tisch: Mit einiger Verzögerung hat die SPD-Gemeinderatsfraktion nun einen Antrag zur Erweiterung der KZ-Gedenkstätte am Flughafen im Technischen Ausschuss des Gemeinderats eingebracht. In Filderstadt hatten die Sozialdemokraten – wie bereits ausführlich berichtet – im Dezember vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag gestellt.

 

Dem Antrag zufolge soll der Gemeinderat beschließen, die Hälfte der Kosten in Höhe von 25 000 Euro zu übernehmen, die eine Weiterentwicklung der 2010 eröffneten Gedenkstätte „Wege der Erinnerung“ an der Zufahrt zum US-Airfield kosten würde. Vorschläge für eine Ergänzung habe die Künstlerin Dagmar Pachtner bereits gemacht. So könnten, analog zu den sich kreuzenden Wegen, Würfel aus Beton an verschiedenen Stellen der Gedenkstätte aufgestellt werden. Sie sollen in Richtung von Orten weisen, die mit dem ehemaligen KZ-Außenlager verbunden sind: Steinbrüche in Leinfelden, Plieningen und Bernhausen, aber auch Massengräber im Bernhäuser Forst.

Neue Städtepartnerschaft?

Wie schon in Filderstadt hat die SPD-Fraktion um eine Prüfung gebeten, ob eine Städtepartnerschaft mit einer polnischen Stadt begründet werden kann. Im Blick haben die Sozialdemokraten dabei die Stadt Stutthof nahe Danzig. Von dort aus wurden 1944 von der SS 600 jüdische Häftlinge ins Außenlager Echterdingen-Bernhausen geschickt. Zwischen November 1944 und Januar 1945 haben 119 von ihnen auf den Fildern ihr Leben verloren.

Über den Antrag hat der Ausschuss in der Sitzung nicht entschieden. Auf Vorschlag von Oberbürgermeister Roland Klenk wurde er zur Vorberatung mit der Nachbarstadt Filderstadt zurückgestellt. Allerdings wurde in einer kurzen Aussprache deutlich, dass die Bereitschaft der Stadträte, erneut Geld in die Gedenkstätte zu investieren, zurzeit nicht besonders ausgeprägt ist. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Hans Huber, und der stellvertretende Fraktionschef der CDU, Bernd Stäbler, schlugen sich auf die Seite des OB, der bereits im Dezember in einem Interview mit unserer Zeitung gegen weitere „Investitionen in Beton“ ausgesprochen hatte. Klenk erklärte in der Sitzung jedoch, dass er sich Gesprächen mit der Nachbarstadt nicht verschließen wolle. „Den Vorrang sehe ich aber bei der Arbeit der Stiftung.“ Dort gehe es darum, wegen zurzeit niedriger Zinsen die Substanz zu sichern.

Grüne: Flughafen einbinden

Diese Auffassung teilt auch der SPD-Fraktionschef Erich Klauser. Mit Filderstadt müsse man trotzdem beraten, was an der Gedenkstätte umgesetzt werde. Ingrid Grischtschenko, Fraktionsvorsitzende der Grünen, regte an, wie vom Stiftungsrat angesprochen bei den weiteren Gesprächen auch wieder den Flughafen hinzuzuziehen. In Sachen Partnerstadt bringt der FDP-Fraktionschef Wolfgang Haug auf Nachfrage einen weiteren Vorschlag ins Spiel: Statt mit Polen würde er einen Austausch mit einer Kommune in Israel befürworten.

Die Erinnerungsarbeit steht auf drei Säulen

Gedenkstiftung
Zum Gedenken an die Opfer des ehemaligen KZ-Außenlagers am Flughafen haben die Städte Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen 2008 die Stiftung „Gemeinsame Erinnerung – gemeinsame Verantwortung für die Zukunft“ gegründet. Diese richtet sich vor allem an die Kinder und Jugendlichen der beiden Städte, durch die die Erinnerung an die Opfer bewahrt und in nachfolgende Generationen getragen werden soll. Die Stiftung will insbesondere zur Aufmerksamkeit anregen, dass sich ein solches Unrecht – in vielen denkbaren Formen – in der Gegenwart und auch in Zukunft nicht mehr wiederholt.

Drei Säulen
Die Stiftung ist eine von drei Säulen der Erinnerungsarbeit der beiden Filder-Kommunen. Die weiteren Säulen bestehen aus der dokumentarischen Aufarbeitung der Geschichte des KZ-Außenlagers. Dazu zählt das 2008 veröffentlichte Buch „Im Angesicht des Todes“ des Autors Dr. Thomas Faltin. Die Gedenkstätte wurde als dritte Säule am authentischen Ort des Geschehens 2010 eröffnet. Im Herbst 2005 waren dort bei Bauarbeiten auf dem US-Airfield die Gebeine von 34 jüdischen Häftlingen entdeckt worden.