Der Eschenbacher Bürgermeister Thomas Schubert will Spaziergängern mit einer ungewöhnlichen Idee Gesprächsstoff bieten. Ein Themenpfad mit den Unwörtern des Jahres soll es sein. Dieser könnte Teil des „Albtraufgängers“ werden.

Eschenbach - Der Kreis Göppingen ist gesegnet mit Lehrpfaden. Sie haben bei Weitem nicht nur mit Natur zu tun, sondern auch mit Kultur. So gibt es außer einer Vielzahl von Obstlehrpfaden auch einen Poetenweg, einen Schwäbischen Spruch-Weg, einen Streichepfad – nun könnte noch ein Unwörterweg dazukommen. Die Idee dazu ist dem Eschenbacher Bürgermeister Thomas Schubert gekommen, als er mit seinem Fahrrad den Boßler bei Gruibingen hochstrampelte. Dort steht der Jahrhundertstein, in den Begriffe eingemeißelt sind, die das vergangene Jahrhundert prägten.

 

Von diesen Wörtern sei es nur ein kleiner Gedankensprung zu den Unwörtern gewesen, und er dachte sich: „Da könnte man doch eigentlich etwas draus machen.“ Schließlich werde jährlich ein neues Unwort gekürt – seit 20 Jahren schon. Besonders gefiel ihm, dass die Unwörter Unterhaltungswert haben, gleichzeitig aber auch den Geist jener Zeit widerspiegeln, in der sie entstanden sind. So sei es keineswegs selbstverständlich, dass sich diese Wörter von alleine erklärten. Je nachdem, wie viel Zeit verstrichen sei, gerieten sie sogar ganz in Vergessenheit. „Wer den Hintergrund nicht kennt, kann sich zum Beispiel unter dem Begriff Dönermorde nichts vorstellen“, sagt Schubert. Mehr noch, man könne sogar auf eine ganz falsche Fährte kommen. Ihm schwebt deshalb vor, dass jedes dieser Unwörter auf einem Schild entlang des Pfades in ein paar knappen Sätzen erklärt wird – und den vorbeikommenden Spaziergängern Gesprächsstoff liefert.

Unwörterweg könnte Teil des „Albtraufgängers“ werden

Im Blick hat Schubert mit seiner Idee vor allem Kinder und Jugendliche. Für sie könne im besten Fall ein Spaziergang mit den Eltern und Großeltern zu spannenden Diskussionen über die Bedeutung der jeweiligen Begriffe führen. Worte wie „Kollateralschaden“, „Russlandversteher“, „Schleckerfrauen“ oder auch „Lügenpresse“ spiegelten schließlich auch ein gutes Stück Zeitgeschichte wider. Ferner rege eine Auseinandersetzung mit diesen Begriffen dazu an, über die Bedeutung dieser Wörter nachzudenken. „Nehmen wir mal das im Jahr 2010 zum Unwort gekürte alternativlos. Wenn ich dieses Wort benutze, suggeriere ich, dass es keine Alternativen gäbe.“ Er lacht verschmitzt und fährt fort: „Traue nie einem Bürgermeister, der dieses Wort benutzt.“

Auf jeden Fall traut der Eschenbacher Gemeinderat seinem Bürgermeister „alternativlos“ zu, den Unwörterpfad auf den Weg zu bringen. Als Schubert seine Idee dem Gremium vorstellte, schlug ihm Begeisterung entgegen. Dennoch ist es noch ein längerer Weg bis zur Verwirklichung. Denn Schubert hat seine Idee der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf (Esa) für den mittlerweile zertifzierten und eingeweihten Albtraufgängerweg angeboten. „Eschenbach ist die viertkleinste Gemarkung im Kreis Göppingen, da wäre es vielleicht besser, diesen Weg übergeordnet anzulegen, der auch ein weiterer Mosaikstein des Themenpfads sein könnte“, findet er.

Idee soll keinesfalls in der Schublade verschwinden

Die Esa-Geschäftsführerin Isabell Noether ist angetan von diesem Vorschlag. „Themenpfade sind sehr gefragt, sie sprechen viele Zielgruppen an, das wäre ein zusätzliches attraktives Angebot“, sagt sie. Sie will diese Idee so bald wie möglich prüfen. Grundsätzlich findet sie es schön, wenn aus den umliegenden Gemeinden viele „kreative Inputs“ kommen.

Doch sollte der Unwörterweg wider Erwarten doch nicht Teil des Albtraufgängerwegs werden, dann will Schubert die Idee keineswegs in der Schublade verschwinden lassen, sondern auf den ursprünglichen Plan zurückgreifen und ihn eben doch auf Eschenbacher Gemarkung verwirklichen. Ein geeigneter Weg am Kuhnberg sei vorhanden, sagt er.