Petra Pfeiffer zieht hinter den Kulissen des Gesamtkunstwerks Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt die Fäden.

Esslingen - Der Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt entführt seine Besucher in eine andere Welt. In eine Welt der Träume, der Gaukler und der Zauberer. Wenn die Fantasie die Flügel ausbreitet und abhebt, kann sie das nur, weil eine auf dem Boden bleibt. Petra Pfeiffer, die Veranstaltungsleiterin der Esslinger Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft, hält die Fäden des Spektakels fest in der Hand.

 

Seit zehn Jahren ist die 49 Jahre alte Marktchefin für die Organisation und den reibungslosen Ablauf des vorweihnachtlichen Treibens verantwortlich. Eines Treibens, das ihr beständig einen abenteuerlichen Spagat zwischen Kunst und Kommerz abfordert. So muss sie den europäischen Dienstleistungsrichtlinien, nach denen die Stände des Weihnachtsmarkts ausgeschrieben werden, ebenso Genüge tun, wie den Befindlichkeiten der Mittelalterkünstler, wenn es darum geht, wer wann mit wem auf welche Bühne darf. Sie muss die Sicherheitsrichtlinien, die für den Betrieb von Würstchenbuden gelten, beachten und gleichzeitig den Marktbeschickern beibiegen, dass ihr Angebot als Teil einer Gesamtkunstwerks zu verstehen ist. Petra Pfeiffer hat aus dem Mittelalter- und Weihnachtsmarkt ein Ereignis gemacht, dessen Strahlkraft mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinausreicht. „Der Weihnachts-und Mittelaltermarkt hat inzwischen den Charakter einer Kulturveranstaltung. Mit der Kombination aus Markttreiben und Stadtinszenierung haben wir hier in Esslingen eine Marke geschaffen, die es in Deutschland in dieser Form bisher nicht gibt und auch nicht gegeben hat“, sagt sie.

Künstler sind immer schwieriger zu finden

Das ist nicht nur ein Pfund, mit dem die Stadt bei den Besuchern wuchern kann. Das ist auch ein Argument, das bei den Beschickern zieht. Ein Marktstand vor der schmucken Kulisse der Esslinger Innenstadt ist ein begehrtes Gut. „Wir haben eine ganz geringe Fluktuation unter den Beschickern, dafür aber jedes Jahr pro Stand drei Bewerber“, sagt die Marktchefin.

Wissend um die Gefahr der Selbstzufriedenheit, beginnt Petra Pfeiffer schon im Frühjahr, die Kunsthandwerkermärkte landauf landab auf der Suche nach neuen Attraktionen abzuklappern. „Vor allem im Mittelalterbereich wird es immer schwieriger, unverbrauchte Künstler und Handwerker zu finden“, sagt sie. Wichtig sei dabei das Potenzial, das die unterschiedlichen Charaktere in der Mittelalterumgebung Esslingens entfalten könnten. Originale, die diesem Anspruch auch gerecht werden, sind immer schwieriger zu finden. Während die Marktorganisatorin bei den Handwerkern immerhin noch in den neuen Bundesländern fündig wird, muss sie die Kreise inzwischen europaweit ziehen, um attraktive Bühnennummern zu verpflichten.

Auch der Waliser Jongleur Fleapit ist wieder dabei

„Einerseits kommen die guten Gaukler langsam in die Jahre, andererseits gibt es für sie aber auch immer weniger Engagements, weil die Veranstalter zurückhaltender geworden sind“, sagt Petra Pfeiffer. In der Folge suchten sich die Künstler Nischen, um über die Runden zu kommen. Wie Kris Rogers, der als Jongleur Fleapit zu den Urgesteinen des Esslinger Mittelalterspektakels zählt. Der Mann aus Wales verdient seinen Lebensunterhalt mittlerweile als Pädagoge an einer Unesco-Schule in seiner Wahlheimat Berlin. „Er nimmt sich frei und kommt trotzdem“, lautet die frohe Botschaft für alle eingefleischten Fans des bekennenden Nicht-Engländers.

Auch für Petra Pfeiffer ist das eine frohe Botschaft, dient ihr der auch im Kollegenkreis anerkannte Bühnenprofi doch inzwischen als wichtiger Verbindungsmann zur Künstlerszene. Gemeinsam mit Kris, mit Lidia Buonfino, der Verwandlungskünstlerin, und mit Marco Mauser, dem Stelzenläufer, hat sich Petra Pfeiffer vor wenigen Tagen in Dresden zusammengesetzt, um den täglichen Ablaufplan für die Darbietungen auf den drei Esslinger Bühnen zusammenzustellen. Das Programm steht, Start frei für die Fantasie.