Obwohl es ein eher verlustreiches Geschäft im Kreis ist, weitet die Firma Stadtmobil ihr Angebot aus. Um in ihren ökologischen Ansätzen glaubwürdig zu bleiben, will das Unternehmen auch in der Fläche präsent sein.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Zwei neue Carsharing-Stationen weist die Stadt Esslingen demnächst aus: Eine in der neuen Weststadt und eine am Hauptbahnhof. Wie Katja Walther vom Amt für Klimaschutz jüngst im Mobilitätsausschuss berichtete, seien am Bahnhof die Planungen schon ziemlich weit gediehen. Dort sind bald 15 Stellplätze für den Anbieter „Stadtmobil“ reserviert, zehn Plätze haben zudem Ladesäulen für E-Mobile. Zurzeit gibt es 14 Stationen für Carsharing-Fahrzeuge in Esslingen. Die meisten davon sind in der Innenstadt. Die Stadtmobil-Flotte umfasst 32 Fahrzeuge, die mit einer Chipkarte gebucht werden können – vorausgesetzt man hat einen Vertrag mit Stadtmobil abgeschlossen.

 

Stadtmobil wächst zur Zeit um sieben Prozent

Der zweite Anbieter in Esslingen ist die Firma „Car2go“, die jüngst mit „Drive Now“ zur neuen Marke „Share Now“ fusioniert hat. Außer in Stuttgart mache sie ihr Geschäft in Gerlingen, Esslingen, Sindelfingen und Böblingen, wie Madeleine Schulze, die Pressesprecherin von „Share Now“, bestätigt. Allerdings funktioniert „Share Now“ mit einem anderen Geschäftsmodell, dem sogenannten „Free Floating“ ohne feste Stellplätze.

Im Kreis macht die Firma Stadtmobil ihr Hauptgeschäft in der Stadt Esslingen. In Nürtingen, Kirchheim und den großen Filderkommunen gibt es im Schnitt zwei bis drei Stationen pro Stadt. Auch kleinere Orte im Kreis werden von Stadtmobil versorgt, etwa Altbach und Reichenbach, die je eine Station haben.

Untersuchungen zeigen, dass ein Carsharing-Wagen sieben bis 15 private Autos einspart. Das heißt, dass es jetzt schon in der Esslinger Innenstadt etwa 300 Autos weniger gibt. Noch einen weiteren Vorteil gibt es : Carsharing-Nutzer kaufen eher lokal ein. Sie schonen damit das Klima und stärken den lokalen Einzelhandel.

Doch mit dem Angebot in Esslingen sei kein finanzieller Gewinn verbunden, berichtet Ulrich Stähle, der Vorsitzende von Stadtmobil Stuttgart, die als Aktiengesellschaft organisiert ist. „Was wir in Stuttgart in der Stadtmitte erwirtschaften, das investieren wir in der Fläche.“ Stadtmobil versteht sich nicht als gewinnmaximiertes Unternehmen auf Teufel komm raus, sondern als ökologischer Dienstleister, der den Klimaschutz im Blick hat. Immerhin schaffen sie zurzeit ein Wachstum von sieben Prozent.

Die Firma lebt in einer Marktnische

Dennoch ist Stadtmobil bewusst, dass die Firma in einer Marktnische lebt. „Wer für die Hauptmobilität das Auto braucht, für den ist Carsharing keine Alternative“, sagt Ulrich Stähle. Im Gegensatz zum Privatauto flexibilisiere das Carsharing das Fahren. Je nach dem Zweck der Fahrt könne man bei Stadtmobil einen Kleintransporter, einen Kombi oder einen Mini buchen oder eine Limousine für die bequeme Urlaubsfahrt.

Wer mit dem ÖPNV zur Arbeit fährt, für den kann Carsharing tatsächlich eine sinnvolle Alternative sein. Je länger die Kunden dabei sind, desto weniger Fahrten buchen sie, hat die Firma beobachtet. „Die Leute gewöhnen sich an ein Leben ohne Auto“, erklärt Stähle. Je nach Kilometerleistung seien die Anschaffung und die laufenden Kosten die Hauptsache am Auto, die Stadtmobil natürlich auf die Fahrten draufschlagen muss, um wirtschaftlich zu bleiben. Das bedeutet, dass eine Fahrt teurer ist als mit dem ÖPNV. „Das heißt“, sagt Strähle, „die wirtschaftliche Logik geht zum ÖPNV.“