Zum Modellieren der Wellen und Kurven auf der Strecke Esnos 2.0 will die Radsportabteilung des TV Hegensberg 50 bis 60 Kubikmeter Lehm-Sand-Boden verarbeiten. Beim Landratsamt stößt das Ansinnen auf wenig Gegenliebe.

Esslingen - Die Mountainbiker des TV Hegensberg sind mit dem Bau ihrer Bikestrecke Esnos 2.0 in der Nähe des Katzenbühls oberhalb von Esslingen halb am Ziel. An 15 Tagen haben sie seit September geschaufelt, was das Zeug hält. Der Abteilungsleiter Johannes Reiser rechnet mit weiteren rund 15 Tagen, bis der etwa 1400 Meter lange Parcours offiziell befahren werden kann. Doch jetzt sind die Arbeiten etwas ins Stocken geraten, weil die für die Genehmigung zuständige Behörde im Landratsamt die Verwendung sogenannter Fremderde zum Modellieren der Kurven und Wellen nicht zulassen wolle. Dennoch ist es das Ziel der Mountainbiker, sich im kommenden Mai oder Juni offiziell dem Flow auf zwei Rädern hingeben zu können.

 

Behörde empfiehlt naturnahen Bau

„Wir benötigen 50 bis 60 Kubikmeter Lehm-Sand-Boden“, erklärt Johannes Reiser. Der eigne sich ideal zum Bau der Trasse, weil er gut formbar sei, schnell aushärte und eine gute Feuchtigkeitsaufnahme und -weiterleitung gewährleiste. Das Material sei auch in unmittelbarer Nähe der Strecke vorhanden, „aber wenn wir den dort holen würden, gibt das Löcher, in denen Sie Lastwagen drin parken könnten“. Etwa drei Kilometer entfernt in einem Steinbruch einer benachbarten Erdbaufirma sei solcher Boden verfügbar und könne auch von dort bezogen und dann mit Hilfe eines kleinen Baggers auf der Strecke verarbeitet werden. Aber das Landratsamt erachte diese Erde nicht als „örtlich vorhandenes Material“, obwohl dieses die erforderliche Qualität besitze und den Anforderungen entspreche. Die Behörde empfehle, die Strecke so umzusetzen, wie einst die illegal gebaute und später von der Stadt abgerissene Esnos. Diese aber sei mit Totholz und Erde gestützt worden und deshalb langfristig nicht so haltbar wie eine rein aus Erde geformte. Damit sei die frühere Bauweise auch wartungsintensiver, ist Reiser überzeugt. Deshalb benötigten die Biker vor allem für die Steilkurven „massiv Erde“.

Da helfe auch die Empfehlung des Landratsamts, für die Esnos 2.0 mit dem Prädikat „natürlichste Strecke Deutschlands“ zu werben, nicht weiter. Ohne die Verwendung von Fremderde sei es schwierig, das Projekt umzusetzen, erklärt Johannes Reiser. Bei einer Ortsbegehung in der kommenden Woche sollen die Zuständigen in der Behörde davon überzeugt werden.

Der maßgebliche Mann ist Anton Watzek, denn er ist der Leiter des Esslinger Kreisforstamts. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte er, „ergebnisoffen“ in den Vor-Ort-Termin gehen zu wollen. Wichtig sei, sich miteinander darüber zu unterhalten. Allerdings betont Anton Watzek auch, dass mit den Esnos-Akteuren vorab vereinbart worden sei, allein ortsnahes Material für die Strecke zu verwenden. „Das steht übrigens so in der Genehmigung“, sagt er. Er sei davon ausgegangen, dass es geradezu ein „Alleinstellungsmerkmal“ sei, die Strecke weitgehend naturnah zu gestalten.

300 Kubikmeter Fremderde für Stuttgarter Strecke

Für die Stuttgarter Downhillstrecke Woodpecker, die nach langen Bemühungen genehmigt worden war, wurden laut einem Sprecher der Stadt Stuttgart indes rund 300 Kubikmeter unbelastete Fremderde auf 27 Kleinflächen und bereits bestehenden Wegen verarbeitet. Um dem Waldboden nicht zu schaden, sei darauf verzichtet worden, Erdreich in unmittelbarer Nähe des rund ein Kilometer langen Trails abzutragen. Die Maßnahmen seien in enger Absprache mit dem Umweltamt der Landeshauptstadt umgesetzt worden.

Beim Bau der Downhillstrecke in der Nähe von Korb (Rems-Murr-Kreis) ist seinerzeit keine Fremderde für das Modellieren der Hügel und Kurven verwendet worden, erklärt Matthias Bayer, der Leiter der Radsportabteilung des SC Korb. Auch sei damals untersagt worden, einen Bagger zu verwenden, „das ist alles Handarbeit“.

Die Radsportabteilung des TV Hegensberg testet immer wieder Teile der neuen Strecke. Einen Eindruck gibt’s in diesen Videos: