Von 2023 an werden in Esslingen Elektrohybridbusse jährlich knapp zwei Millionen Kilometer emissionsfrei zurücklegen. Laut dem Finanzbürgermeister Ingo Rust soll der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen das erste rein elektrische Busunternehmen in Deutschland werden.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Auf welche Technologie soll Esslingen beim Ausbau der Elektromobilität setzen? Dass es sich dabei auch um eine Glaubensfrage handelt, hat einmal mehr die jüngste Sitzung des Esslinger Gemeinderats gezeigt. Denn die Freien Wähler und die CDU sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Verwaltung aufs falsche Pferd setzt, wenn sie den Ausbau des O-Bus-Netzes vorantreibt. Vielmehr sollte man zunächst die Entwicklung abwarten und dann, wenn die Experten Fortschritte gemacht haben, auf rein batteriebetriebene Busse umsteigen.

 

Diese Zeit habe man nicht, betonte der für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige Finanzbürgermeister Ingo Rust. Denn erklärtes Ziel der Stadt ist es, bis zum Jahr 2023 den bisherigen Anteil von elektrisch gefahrenen Kilometern im Esslinger Nahverkehr von 21 Prozent auf 63 Prozent zu erhöhen.

CDU und Freie Wähler warnen

CDU und Freie Wähler hatten schon den Grundsatzbeschluss für die O-Bus-Technologie vor knapp zwei Jahren nicht mitgetragen. Man dürfe sich nicht vom O-Bus abhängig machen. In wenigen Jahren, so die Überzeugung der Fraktionen damals wie heute, werde es bei der Entwicklung der Batterien einen Quantensprung geben – und dann habe Esslingen hohe Summen in eine veraltete Technik investiert.

Rust hält dem entgegen, dass es, anders als prognostiziert, in den vergangenen zwei Jahren keine entscheidende Weiterentwicklung bei der Batterietechnologie gegeben habe – und auch kein entscheidender Durchbruch in Sicht sei. Auf den Tag X zu spekulieren, helfe Esslingen angesichts der schon heute existierenden Schadstoffbelastungen nicht weiter.

Das sieht eine knappe Mehrheit des Gemeinderats genauso. Gegen die Stimmen zahlreicher Freier Wähler und bei Enthaltung der CDU-Stadträte hat das Gremium grünes Licht für den Ausbau des Oberleitungsnetzes gegeben. Mit Hilfe von Hybrid-Oberleitungsbussen, deren Batterien nicht nur während der Fahrt an den Oberleitungen, sondern auch beim Bremsen während der Talfahrten aufgeladen werden, reicht der Ausbau des O-Bus-Netzes um 4,6 Kilometer oder 15 Prozent aus, um die Verdreifachung der elektrischen Fahrten im Stadtgebiet zu erreichen. Die Elektrohybridbusse werden später knapp zwei Millionen Kilometer pro Jahr zurücklegen.

Ausbau in weiten Teilen nur einseitig notwendig

Der Ausbau soll in drei Stufen erfolgen: Zunächst sollen im Jahr 2021 die Stuttgarter Straße sowie ein Teil der Eberhard-Bauer-Straße in der Pliensauvorstadt bis zum Kreisverkehr in der Weilstraße ausgebaut werden. 2022 folgen der nördliche und östliche Altstadtring sowie in der dritten Ausbaustufe die untere Mülbergerstraße, Wielandstraße und Rotenackerstraße bis zum Kreisverkehr Kirchackerstraße. Mit der neuen Hybridtechnologie können die Busse bis zu 30 Kilometern ohne Oberleitung fahren. Deshalb ist der Ausbau in weiten Teilen nur einseitig notwendig.

Aktuell fahren in Esslingen die Linien 101, 113 und 118 vollelektrisch. Mit dem geplanten Ausbau können von 2023 an zusätzlich Busse in die Neckarhalde, nach Stuttgart-Hedelfingen, nach Hohenkreuz und nach Zell Kohlendioxid-neutral und emissionsfrei fahren. „Mit dem Umbau wird der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen das erste rein elektrische Busunternehmen in Deutschland“, betont der Finanzbürgermeister Ingo Rust.