Die Stadt Esslingen geht den Neckaruferpark an. Das Niemandsland zwischen der Bahnanlage und dem Neckar soll vom kommenden Jahr an zu einem schmucken Naherholungsgebiet umgebaut werden.
Esslingen - Auf weiten Strecken hat die Stadt Esslingen ihren Fluss nicht mal mit dem Hintern angeguckt. Das Neckarufer war verbaut, verborgen, verstellt, die Esslinger Industriebetriebe haben damit gemacht, was sie wollten. Doch die Industrie ging den Bach runter, der aber Neckar blieb. In dieser kurzgefassten Geschichte der letzten großen Brache des Stadtgebiets wird jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Die Pläne dazu stellte der Leiter des Grünflächenamtes, Burkhard Nolte, am Montagabend dem Technischen Ausschuss des Gemeinderates vor. Das etwa einen Kilometer lange Gelände soll in Parzellen unterteilt werden für Sport, Spiel und Spaß. Fernziel wäre es, durch zwei Fußgänger- oder Fahrradbrücken das südliche Neckarufer zu erreichen. Damit hätte die an Grünflächen arme Weststadt einen maximalen Zugewinn erhalten.
Seit mehr als 25 Jahren steht diese Idee im Raum. 1993 hatte die Stadt das Gelände für eine Landesgartenschau geplant, die allerdings nie zustande kam. Im Jahr 2000 gab es eine neue Planung, die auch nicht verwirklicht wurde und vor etwa zehn Jahren, als die Neue Weststadt auf dem Reißbrett entstand, wurde das Gelände wieder beplant. Jetzt sind der Pläne genug gemacht, findet die Stadtverwaltung und will das Projekt angehen.
Idee für mächtige Sandsteinmauer gesucht
Burkhard Nolte hatte zur Vorbereitung der Sitzung einen Spaziergang durch das Gelände unternommen. Vom Pliensauturm geht es eine steile Böschung abwärts zu einem Stellwerk, an zwei, drei Abbruchhäusern vorbei, an Betonteilen und Kabeltrommeln, die hier gelagert werden, bis zu Wohncontainern für Bauarbeiter, dann kommen Schrebergärten und schließlich endet der Weg im Nichts. Man muss eine zweite Böschung überwinden und steht dann an der Einmündung des Rossneckars. Geht man direkt am Ufer zurück, dann kommt man an eine mächtige Sandsteinmauer, über der einst das Elektrizitätswerk der Maschinenfabrik Esslingen stand und zu deren Füßen sich der ehemalige Neckartalradweg befindet.
Der Neckartalradweg ist einer der Knackpunkte in der Planung. Als die Stadt den Weg vom Neckar weg durch die Innenstadt gelegt hatte, ging bei den Radfahrern der Aufstand los. Denn der Weg ist oft bevölkert von Daimlerarbeiten, die nach der Schicht einfach nur nach Hause wollen, und sich um Sightseeing und Shopping nicht die Bohne kümmern. Für solche Radfahrer will das Land eine Radschnellverbindung schaffen, die vier Meter breit ist und möglichst kreuzungsfrei.
Spielende Kinder kontra Schnellweg
Noch ist nicht raus, ob der Weg südlich oder nördlich des Neckars verläuft. Schwer vorstellen können sich die Esslinger Gemeinderäte, dass die Fahrradautobahn entlang von spielenden Kindern im künftigen Neckaruferpark verläuft. Über diesen Radweg muss sich die Stadt in den nächsten Monaten mit der Stuttgarter Landesregierung verständigen.
Den Sommer über sollen die Planer genaue Vorschläge für das Gelände entwickeln, die bis zum Ende des Jahres fertig sein müssen. Vor allem werden gute Ideen für die lange Sandsteinmauer gesucht. Anfang des kommenden Jahres will die Stadt dann den ersten Bauabschnitt beginnen.