Die Augustinerbrücke in der Innenstadt Esslingens ist in einem desolaten Zustand. Laut der Stadtverwaltung wird die Sanierung, mit der Anfang 2017 begonnen wird, rund zehn Millionen Euro kosten.

Esslingen - Die Sanierung der Augustinerbrücke kostet die Stadt Esslingen voraussichtlich rund zehn Millionen Euro. Bei einer genauen Begutachtung des zwischen der Frauenkirche und dem Neuen Rathaus verlaufenden Bauwerks hat sich dem Ersten Bürgermeister Wilfried Wallbrecht zufolge in aller Schonungslosigkeit „ein Desaster“ offenbart. Die Schäden an der Substanz seien so groß, dass der stark angegriffene Beton der Anfang der 1970er Jahre gebauten Brücke komplett entfernt und neu aufgebaut werden müsse. Anfang des kommenden Jahres werde mit den voraussichtlich zwei Jahre dauernden Arbeiten begonnen, Verkehrsbehinderungen seien in dieser Zeit vorprogrammiert.

 

Der Grund des Übels sind laut Wallbrecht sogenannte Gerberfugen, durch die mehr als 40 Jahre Wasser und Streusalz in die Brücke eingedrungen seien und den Beton regelrecht zerfressen hätten. Der müsse im Zuge der Sanierungsarbeiten mit hohem Wasserdruck nahezu komplett abgetragen werden, so dass nur noch das Stahlgerippe der Brücke übrig bleibe. Dann werde der Beton erneuert, ebenso wie die „vergammelten“ Brückenlager.

Mit zwei Jahren Bauzeit wird gerechnet

Mehrere Gründe nennt der Baubürgermeister dafür, dass sich das „sehr komplizierte Bauwerk“ in einem derart desolaten Zustand präsentiert. Zum einen müsse sich die Stadt den Vorwurf gefallen lassen, „die Wartungsarbeiten jahrzehntelang vernachlässigt zu haben“. In diesem Bereich sei gespart worden, andere Investitionen wie etwa für die Sanierung und den Ausbau von Kindergärten und Schulen hätten Priorität genossen. „Das Problem haben alle Städte“, sagt Wilfried Wallbrecht. Der Sanierungsstau für die Brücken in der Stadt wird auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Zum anderen sei in den 1970er Jahren nicht absehbar gewesen, dass das Verkehrsaufkommen und das Gewicht der Lastwagen so stark zunehme und damit die Straßen um ein Vielfaches belaste. Und möglicherweise sei es heute auch ein Problem, dass die Augustinerbrücke damals „von Architekten und nicht von Bauingenieuren gebaut“ worden sei.

Wilfried Wallbrecht geht von zwei Jahren Bauzeit aus, in denen es zu Verkehrsbehinderungen kommen werde. Auch für den Busverkehr werde die Situation schwierig. „Wir werden mit halbseitigen Sperrungen arbeiten“, erklärt er. Vollsperrungen seien nur für kurze Zeit vorgesehen, wenn die Fugen gerichtet würden und gleichzeitig der seit Jahren gesperrte Fußgängersteg von der Frauenkirche über die Ringstraße abgerissen werde. Eine große Herausforderung sei es Ende 2017, die Bauarbeiten mit dem Weihnachtsmarkt zu vereinbaren. Mit vorbereitenden Arbeiten werde noch in diesem Jahr begonnen. Laut Wallbrecht werden die Bushaltestelle und die Rolltreppe hinter dem Neuen Rathaus abgebaut.

Die Brücke ist kein Standardbauwerk

Bei der Augustinerbrücke habe man sich vor rund 25 Jahren eben nicht für ein Standardbauwerk, sondern für „eine individuelle Lösung“ entschieden. Das mache die Sanierung nun nicht einfacher. Aber auch heute würden von Verantwortlichen sicherlich noch nicht absehbare Fehler begangen, „über die man in 40 Jahren sagt, wie konnten die damals nur . . .“.