Unter dem Motto „Stadt der Frauen“ firmiert das Kulturfestival „Stadt im Fluss“ in diesem Jahr. Inszeniert wird es von den Macherinnen des Stuttgarter Theaters Rampe. Wir stellen das Programm vor.

Esslingen - Aus „Stadt im Fluss“ wird „Stadt der Frauen“. Anders als seine Vorgänger, die punktuelle Akzente an verschiedenen Spielorten in der Stadt gesetzt haben, hangelt sich die sechste Ausgabe des Esslinger Kulturfests an einem dramaturgischen roten Faden entlang. Den haben die Macherinnen des Stuttgarter Theaters Rampe gemeinsam mit den Esslinger Kulturtreibenden gesponnen. Die Rampe-Intendantinnen Martina Grohmann und Marie Bues sowie die Dramaturgin Paula Kohlmann inszenieren ihre vom Freitag, 28. September, bis zum Sonntag, 30. September, in Esslingen ausgerufene „Stadt der Frauen“ als Gründungsfeier.

 

Frauen gründen eine neue Stadt

Am Eröffnungstag ziehen die Frauen, vom Bahnhofsplatz kommend, ein und gründen am Freitag um 18 Uhr auf dem Rathausplatz ihre Stadt – nicht nur von und für Ihresgleichen. „Kommt alle. Egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts und Alters, welcher sexuellen Orientierung, Körpernorm, Klasse, Religion. Alle sind willkommen“, heißt es in der Festivalzeitung. Auf dem zentralen Spielort vor dem Alten Rathaus gibt es tägliche Versammlungen, die Schule der Frauen, ein Parlament und auch eine „matriarchalische Volksküche“. Auf dem Marktplatz lockt von 19 Uhr an ein großes Bankett.

Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Theater

Rund um diese zentralen Bausteine des Gemeinwesens ranken sich Musik-, Theater-, Tanz-, Literatur-, und Kunstaufführungen von freien und städtischen Kultureinrichtungen, Vereinen, Künstlern und bundesweit tätigen Aktionskünstlerinnen. Sie bespielen an den drei Veranstaltungstagen das Alten Rathaus, das Jugendhaus Komma, die Württembergische Landesbühne und das Kabarett der Galgenstricke.

„Bei Stadt der Frauen findet der kulturelle und gesellschaftspolitische Anspruch zusammen“, sagt der Esslinger Oberbürgermeister, Jürgen Zieger. Es gehe um Chancengleichheit und damit um ein Thema, das hochgradig gesellschaftspolitisch aufgeladen sei – gerade in Zeiten, in der längst gewonnen geglaubtes Terrain wieder in Frage gestellt werde. Dass der Schwenk vom Fluss hin zu den Frauen die Wogen in der Stadt hochschlagen lässt, findet der Ratschef gut. „Kontroverse Diskussionen anzustoßen ist eine wichtige Aufgabe der Kultur“, so Zieger.

Die Vision ist eine chancengleiche Stadtgesellschaft

Am Beispiel der Frauen als „marginalisierte Persönlichkeiten“ stellen die Festival-Organisatorinnen erklärtermaßen die Frage nach Hierarchien, Strukturen und Privilegien. „Es geht uns nicht um Machtübernahme, sondern um Machtauflösung“, sagt Martina Grohmann. Die utopische, chancengleiche Stadtgesellschaft, die da rund um den Rathaus- und den Marktplatz gegründet wird, folge einem anderen Zungenschlag als beispielsweise die auf der offiziellen Esslinger Homepage beworbene „Stadt der Ingenieure“.

Der Stadt ist das dreitägige Kulturfestival rund 150 000 Euro wert. Die andere Hälfte des 300 000-Euro-Etats wird den Worten des Esslinger Kulturamtleiters Benedikt Stegmayer zufolge über Spenden eingeworben oder über Drittmittel der teilnehmenden Kultureinrichtungen gedeckt. „Der Blick von außen ist absolut gewinnbringend“, lobt Stegmayer die Zusammenarbeit mit dem Theater Rampe. Es mache zwar die Arbeit aufwändiger, biete aber einen enormen Mehrwert sowohl für die Künstler und Teilnehmer, als auch für die Zuschauer.

Party und solidarische Unterstützung

Viele Esslinger Kulturschaffende und Vereine haben Projekte für „Stadt der Frauen“ entwickelt, wie das Jugendhaus Komma, das Kulturzentrum Dieselstrasse, das Podium Esslingen, verschiedene Chöre der Stadt, der Frauenrat, das Referat für Chancengleichheit, die Antidiskriminierungsstelle, internationale Performer und der Sprechchor „Pussy grabs back“ aus einem Theaterstück von René Pollesch vom Staatstheater Stuttgart. Die Württembergische Landesbühne und das KdeWe in der Webergasse öffnen solidarisch ihre Räume.

Die „Stadt der Frauen“ wird am Freitag, 28. September, um 18 Uhr vor dem Rathaus gegründet. Am Samstag beginnen die Veranstaltungen um 14 Uhr und am Sonntag um 13.30 Uhr.

Das detaillierte Programm gibt’s hier.