Die Not der Menschen in der Ukraine und der Geflüchteten aus den Kriegsgebieten hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Auch viele Künstler und Kulturschaffende engagieren sich. In Esslingen gaben Wort- und Klangkünstler ein Benefizkonzert.

Kultur ist kreativ – und sie kann sehr spontan sein. Klang- und Wortkünstlerinnen und -künstler haben das am Samstagabend im Esslinger Neckar Forum bewiesen, wo sie unter dem Motto „Gemeinsam für Geflüchtete“ ein Benefizkonzert gaben, um ein Zeichen für Frieden in der Ukraine zu setzen und Spenden für die vor dem Krieg Geflüchteten zu mobilisieren. Die Vorbereitungszeit war kurz, die Rahmenbedingungen waren angesichts von Corona nicht die einfachsten, doch die Begeisterung war allen anzumerken. Zwar hätte sich die Kulturamtsleiterin Alexa Heyder ein paar mehr als die von ihr geschätzten rund 150 Besucherinnen und Besucher gewünscht. Weil jedoch alle Beteiligten auf ihre Gagen verzichteten, klingelten immerhin 2200 Euro an Spenden in der Kasse.

 

Alle verzichten auf Gagen

Gemeinsames Engagement findet der Baudezernent Hans-Georg Sigel, der an diesem Abend die Bürgermeister-Riege vertrat, bitter nötig: „Es ist unvorstellbar, was der Krieg in der Ukraine für die betroffenen Menschen bedeutet.“ Umso erfreulicher findet es Sigel, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft riesengroß ist – auch in Esslingen. Er dankte dem Kulturamt und dem Neckar-Forum-Betreiber Esslingen live, die das Benefizkonzert organisiert hatten, aber auch den Künstlerinnen und Künstlern sowie den beteiligten Firmen vom Klavierverleih Piano Fischer bis zum Veranstaltungstechniker Events Creative, die auf ihre Gagen verzichtet hatten, damit die Eintrittsgelder komplett im Spendentopf bleiben. Vor allem in Esslingens ungarischer Partnerstadt Eger, wohin viele Menschen vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, ist jeder Cent hochwillkommen, um die Geflüchteten zu versorgen.

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Veranstaltungen in Coronazeiten zu organisieren, ist kein einfaches Geschäft. Fest eingeplante Künstler müssen manchmal in letzter Minute passen. So war das auch diesmal, als gleich drei angekündigte Gäste nach positiven Coronatests absagen mussten. Doch dafür sprangen andere in die Bresche – etwa die Chorleiterin und Pianistin Dorota Welz, die zusammen mit der Vokalistin Isolde Holzmann beinahe aus dem Stand ein kleines Repertoire berührender Friedenslieder zusammengestellt hatte. Ob „Sag’ mir, wo die Blumen sind“ oder „Somewhere over the Rainbow“ – die beiden Künstlerinnen zeigten, wie viel Hoffnung und Zuversicht Musik bringen kann.

Gemeinsam für ein Ziel

Dem Autor und Slam-Poeten Ramon Schmid könnte es ob der Ereignisse in der Ukraine die Sprache verschlagen, doch er kann nicht schweigen. Besonders beeindruckend sein Text „Frieden zu schließen ist leicht, ihn zu leben so schwer“. Mit Lavinia Hope und Roberto Hurtado Salgado standen zwei Künstler auf der Bühne, die derzeit mit ihrer Ballade „A Friend“ im Internet Furore machen. Mit starker Bühnenpräsenz rissen die beiden ihr Publikum mit. Buddy Boschs schwäbische Lieder, die er mit Herz, Verstand und augenzwinkerndem Humor präsentiert, passten perfekt. Und schließlich setzten der Teufelsgeiger Martin Schnabel und der Gitarrist Matt Fleischmann den dynamischen Schlussakkord hinter einen Abend, der Kulturamtsleiterin Alexa Heyder einmal mehr zeigte: „Es ist toll, was man in so kurzer Zeit bewegen kann, wenn sich so viele für ein gemeinsames Ziel einsetzen.“

Esslinger Kultur engagiert sich

Solidarität
 Künstler und Kultureinrichtungen engagieren sich mit zahlreichen Veranstaltungen für die Menschen in der Ukraine und für all jene, die vor dem Krieg geflüchtet sind. „Wir als Kunst- und Kulturszene in Esslingen setzen Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden, unterstützen aktiv und werden dies auch weiterhin tun“, erklärt Maren Weber vom Netzwerk Kultur.

Dieselstraße
 Das Kulturzentrum lädt am 26. März ab 20 Uhr zu einem Solidaritätskonzert unter dem Motto „Musik gegen Krieg“ ein. Zu hören gibt es groovigen und souligen Indie-Pop mit Jiska, das Trio Loki und Indie-Pop-Chansonnier Tiemo Hauer. Alle Einnahmen gehen an den Verein Mission Lifeline. Aktionen mit ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern sind geplant.

Lyrik-Bühne
Die Schreckensbilder aus der Ukraine und die Berichte seiner Freunde in Czernowitz, der Stadt von Rose Ausländer, Paul Celan und Selma Meerbaum-Eisinger, haben Harald Vogel veranlasst, mit dem Gitarristen Johannes Weigle und der Cellistin Cecilia Castillo am Donnerstag, 31. März, ab 19.30 Uhr im Neuen Blarer eine Benefiz-Soiree zu organisieren.