Der Kulturausschuss in Esslingen kann sich nicht einigen, deswegen wird der Geldhahn für die Junge Philharmonie abgedreht.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Das einzige große klassische Esslinger Orchester muss vom nächsten Jahr an ohne den städtischen Zuschuss von 15.000 Euro jährlich auskommen. Das ist das Ergebnis von mehreren Kampfabstimmungen im Kulturausschuss des Esslinger Gemeinderates am Mittwoch. Die Verwaltung hatte zunächst vorgeschlagen, den alten Zuschuss auf 10.000 Euro zu kürzen und ihn drei Jahre lang bis zum Jahr 2015 weiterlaufen zu lassen.

 

Doch dem konnte so nur die SPD-Fraktion zustimmen. Richard Kramartschik warb für einen weichen Wegfall der Förderung, die dem Orchester Zeit gebe, sich an die veränderte Finanzlage anzupassen.

Das sah die CDU allerdings anders. Edward-Errol Jaffke, der Sprecher der Christdemokraten im Ausschuss, verwies auf den alten Beschluss, die Förderung ganz einzustellen. Die CDU wollte, und das sahen die Christdemokraten als Zugeständnis zum Verwaltungsvorschlag, die Förderung in Höhe von 10.000 Euro noch ein Jahr weiterlaufen lassen, um sie im Jahr 2013 ganz einzustellen.

Zu wenig mit der Stadt vernetzt

Die Freien Wähler gingen noch weiter. Sigrid Beh verwies auf die lange Geschichte des Orchesters, das gut 30 Jahre ohne eine Förderung der Stadt ausgekommen sei. Die Stadt habe der Jungen Süddeutschen Philharmonie Esslingen einst den Zuschuss gewährt, wenn das Ensemble "Esslingen" in seinen Namen aufnehmen würde. Das Orchester habe im Laufe der Jahre mehr als 140.000 Euro bekommen. "Wir müssen uns nicht entschuldigen, dass wir sparen", so begründete sie den Willen der Freien Wähler, den Geldhahn abzudrehen.

Claudia Wild sprach für die Fraktion der Grünen. Die Bündnisgrünen wollten dem Verwaltungsantrag prinzipiell zustimmen, forderten aber, das Orchester müsse sich mehr mit den kulturellen Einrichtungen der Stadt vernetzen. "Das ist nicht passiert. Wir haben uns an vielen Stellen in der Stadt umgehört", kommentierte Edward-Errol Jaffke den Redebeitrag von Claudia Wild.

So wurde abgestimmt

An dieser Stelle wollte der Kultur- und Sozialbürgermeister Markus Raab die Sitzung unterbrechen, um den Fraktionen Gelegenheit zu geben, sich auszutauschen. Schon während der Redebeiträge waren einzelne Fraktionsvertreter am Ratstisch unterwegs gewesen, um die Meinungen der Kollegen auszuloten. Allerdings nur zwischen den Freien Wählern und der CDU und nur zwischen der SPD und den Grünen. Nicht zwischen den bürgerlichen Fraktionen und Rot/Grün. Jede der Fraktionen stellte daraufhin einen Antrag zur Abstimmung mit ihrer eigenen Position.

Über diese Anträge wurde anschließend ohne eine Sitzungsunterbrechung abgestimmt. Der bürgerliche und der rot/grüne Block verfügten über je sechs Stimmen. Der Antrag der Freien Wähler wurde mit acht Gegenstimmen abgelehnt. Ebenfalls nicht angenommen wurde der Antrag der CDU mit sechs zu sechs Stimmen, der Antrag der Grünen mit sechs zu sechs Stimmen und der Antrag der Verwaltung, die Förderung drei Jahre weiterlaufen zu lassen, ebenfalls mit sechs zu sechs Stimmen.

Damit bleibt alles beim Alten, und der Beschluss aus einer Kulturausschusssitzung in der ersten Jahreshälfte bleibt bestehen. Dieser lautet: Die Zuschüsse an das Orchester werden von jetzt an gestrichen. Ein einziges Trostpflaster bleibt dem Orchester. Es erhält weiterhin Zuschüsse im Rahmen der regulären Vereinsförderung in Höhe von zehn Euro pro Mitglied. Außerdem sagte die Stadt zu, ihm weiterhin die städtischen Hallen billiger zur Verfügung zu stellen und auch weiterhin sein Meisterkonzert zu bezuschussen.