Der Kaufvertrag für das innerstädtische Filetstück mit der LBBW-Immobilien-Gruppe ist unterschrieben. Neben der Rewe-Erweiterung werden vor allem Büros und Mikro-Appartements entstehen. Auch die Mobilitätszentrale findet einen Platz im Neubau.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Im Spätsommer 2020 sollen jetzt endgültig die Bagger anrollen. Dann könnte – wird rechtzeitig der geeignete Bauunternehmer gefunden – nach einer jahrelangen Hängepartie aus der unwirtlichen Brache des Alten Zentralen Omnibusbahnhofs ein „städtebauliches Juwel“ werden. Das zumindest verspricht Frank Berlepp, der Geschäftsführer der LBBW-Immobilien-Gruppe. Am Dienstag haben sein Niederlassungsleiter Johannes Schlosser und der Esslinger Projektleiter Udo Baku nach längeren Verhandlungen mit der Stadt Esslingen den Kaufvertrag für das innerstädtische Filetstück unterschrieben.

 

Ganz unumstritten ist dessen zukünftige Nutzung nicht. Nördlich des Bahnhofsplatzes und direkt angrenzend an das Parkhaus Bahnhof, das mittlerweile ebenfalls der LBBW-Immobilien-Gruppe gehört, wird der bereits auf dem Areal existierende Rewe-Markt deutlich vergrößert – und mit 3500 Quadratmetern einer der größten Rewe-Märkte im Land sein. Zudem sind 20 Mietwohnungen, Büros auf 2500 Quadratmetern, sechs Gastronomiebetriebe und rund 130 sogenannte Mikro-Appartements geplant. Auch die von der Stadt ursprünglich in der Neuen Weststadt angedachte Mobilitätszentrale wird auf 900 Quadratmetern ihren Platz in dem Neubau finden.

Fragezeichen wegen der zahlreichen Mikro-Appartements

Besonders die hohe Zahl der Mikro-Appartements stieß in der Stadt auf Kritik. Solche Appartements sind Wohnungen mit einer Größe zwischen 25 und 35 Quadratmetern, die vor allem an Geschäftsleute und Kurzzeitmieter vermittelt werden. Die Investoren haben dabei deutlich mehr Spielraum bei der Gestaltung der Mieten, da Mikro-Appartements nicht vom qualifizierten Mietspiegel erfasst werden. Im Gemeinderat wurde deshalb die Frage aufgeworfen, ob Esslingen mit diesem Konzept nicht eine wertvolle Chance zur Stadtentwicklung verschenke.

Frank Berlepp sieht das natürlich ganz anders: „Wir bauen hier einen hochmodernen und attraktiven Gebäudekomplex, der künftig nicht nur das Stadtbild prägen, sondern mit seinem innovativen Nutzungsmix auch zum Wohnen, Ausgehen und Einkaufen einladen wird“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Endgültige Dimension für den Bahnhofsplatz

Darin begrüßt auch der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Unterzeichnung des Vertrags. Nun könnten die Planungen zur Nutzung des alten ZOB konkret umgesetzt werden. Aus Sicht des Esslinger Baubürgermeisters Wilfried Wallbrecht wird mit dem Neubau auch das städtebauliche Ziel erreicht, den Bahnhofsplatz nach Norden hin architektonisch überzeugend abzuschließen. Mit der künftigen Raumkante werde der Bahnhofsplatz seine endgültige Dimension bekommen. Wallbrecht: „Der Neubau auf dem ehemaligen ZOB soll so ein Pendant zum gegenüberliegenden Einkaufszentrum ,Das ES’ bilden.“

Die Geschichte der Bebauung des Alten ZOB ist voll von Pannen und Konflikten. Nach der Eröffnung des neuen ZOB direkt am Bahnhof hatte die Verwaltung die vakante Fläche im Sommer 2015 – ohne den Gemeinderat darüber zu informieren – dem Heppenheimer Investor Dietz zugesagt. Dieser drängte auf eine zeitnahe Bebauung mit einem Hotel. Allerdings kam das Projekt ins Stocken, die Hotelpläne wurden ebenso beerdigt wie die Idee, in dem Haus ein Fitnesscenter unterzubringen. Schließlich entstand bei Dietz die Idee, auf den Bau von Mikro-Appartements zu setzen. Dieses Konzept setzt nun die LBBW-Immobilien-Gruppe um, die nach dem Dietz-Rückzug eingestiegen ist.