Viele kleine Maßnahmen sollen die Bürger zum Umstieg von vier auf zwei Räder bewegen. Doch wie die Situation in Esslingen verbessert werden kann, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Dass die Beschilderung in der Esslinger Hindenburgstraße, immerhin eine der längsten Fahrradstraßen in Deutschland, dringend verbessert werden muss, ist allen Verantwortlichen klar. Doch auch ansonsten gibt es trotz verstärkter Bemühungen der Verwaltung um das Esslinger Radwegenetz und einer bereits im Jahr 2013 verabschiedeten Radverkehrskonzeption noch jede Menge Schwachstellen, die den Wechsel von vier auf zwei Räder für viele Bürger nicht gerade attraktiv erscheinen lassen.

 

Dieser Umstieg muss aber geschehen, sollen die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Stadt erreicht werden. Nach längerer Pause hat am Montag die Arbeitsgemeinschaft Rad (AG Rad) getagt, in der Experten und Vertreter der Esslinger Stadtverwaltung sitzen. Sie haben über den jetzt im Technikausschuss des Gemeinderats vorgestellten Statusbericht zum Radverkehr in Esslingen beraten.

Bisher gibt es nur wenige Schutzstreifen für Radfahrer

Den Schwerpunkt beim Ausbau will die Verwaltung in den kommenden Jahren auf die Hauptverkehrsstraßen legen und durch neue Markierungen, Verkehrsregelungen oder gegebenenfalls Tempobeschränkungen die Situation für Radfahrer dort verbessern. Bisher gibt es mit wenigen Ausnahmen – etwa in der Kiesstraße – keine Schutzstreifen. Dies soll in den kommenden zwei Jahren verbessert werden, wobei vor allem die Verkehrssicherheit auf den Steigungsstrecken im Fokus stehen soll.

Allerdings, so wird von Seiten der Verwaltung bemängelt, reiche das für den Radverkehr zur Verfügung gestellte Budget – 100 000 Euro pro Jahr – bei weitem nicht aus, um die Qualität der Radwege nachhaltig zu verbessern. Deshalb hat die Verwaltung für die kommenden beiden Jahre zusätzlich jeweils 75 000 Euro eingestellt, um die allgemeine Radverkehrsplanung zu stärken. Auch soll das Geld ausgegeben werden, um die angedachten Maßnahmen schneller umsetzen zu können.

Ob der Gemeinderat allerdings tatsächlich dieses Geld zur Verfügung stellen wird, ist momentan noch offen. Die Entscheidung darüber ist in der jüngsten Sitzung des Technikausschusses ebenso vertagt worden wie die Frage, ob sich Esslingen am interkommunalen Radleihsystem Regio-Rad Stuttgart beteiligen will.

Die Leihräder sollen unter freiem Himmel stehen

Das Programm der Region sieht vor, in Stuttgart und in 20 Kommunen in der Region Leih-Räder-und-Pedelec-Stationen einzurichten. Dass diese Räder im Freien stehen sollen, verkauft die Verwaltung momentan als Vorteil: Man müsse dafür keinen Raum zur Verfügung stellen. Die Beteiligung an dem Leihsystem sei also auch ohne das sich erst in der Planung befindende Mobilitätszentrum möglich. Allerdings dränge die Zeit. Denn das Interesse in anderen Kommunen sei groß. Dem Wunsch, den Weg für weitere Planungen grünes Licht zu geben, wollten die Ausschussmitglieder aber nicht erfüllen. Auch hierüber soll im Dezember noch einmal neu beraten werden.

Wenig Einfluss auf die Umsetzung hat die Stadt beim geplanten Radweg auf dem Bahndamm zwischen Esslingen und Mettingen, der den gesperrten Radweg am Neckar ersetzen soll. Hier laufen noch die Kaufverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Und die können sich – das weiß die Stadt aus den Erfahrungen mit dem ehemaligen Güterbahnhofgelände – über ziemlich lange Zeit hinziehen. Für die Umsetzung dieses Projekts hofft die Stadt, wie bei anderen Maßnahmen, zudem auf Zuschüsse vom Land. Allein der Ausbau von Mobilitätspunkten an den vier S-Bahn-Stationen oder der Bau einer Busschleuse an der Schorndorfer Straße würde voraussichtlich mit jeweils 700 000 Euro zu Buche schlagen.