Der Gemeinderat trifft wichtige Personalentscheidungen in Zukunft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ob das damit angestrebte Ziel erreicht wird, ist fraglich.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die öffentliche Sitzung des Esslinger Gemeinderats hat am Montag rund zwei Stunden später als gewohnt begonnen. Der Grund: Das Gremium hat auf Vorschlag der Stadtverwaltung beschlossen, in Zukunft alle gehobenen Positionen in der Stadtverwaltung – also Amtsleiter ebenso wie die Geschäftsführer der städtischen Eigenbetriebe – in nichtöffentlicher Sitzung zu wählen. Lediglich Bürgermeisterwahlen sollen noch öffentlich sein.

 

Neuer Wirtschaftsförderer

Diese Wahlen haben gedauert, denn am Montag standen gleich vier Personalentscheidungen auf der Tagesordnung. Zumindest zwei von ihnen haben Auswirkungen direkt in die Stadt hinein: Gesucht und gefunden hat das Gremium einen neuen Wirtschaftsförderer und einen Geschäftsführer der Es-Live Kultur- und Kongressgesellschaft. Die ist für die Vermarktung des Neckar Forums ebenso zuständig wie für die Vermietung der anderen großen Hallen im Stadtgebiet.

Auch gewählt hat das Gremium einen Leiter des Haupt- und Personalamts, der naturgemäß mehr in die Verwaltung hineinwirkt, sowie einen persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters Jürgen Zieger. In drei Fällen sind die Namen noch am Montag via Pressemitteilungen bekannt gegeben worden.

Die spannendste Nachricht: Nachfolger des bereits im März 2016 nach wenigen Monaten entlassenen Wirtschaftsförderers Martin Kuchler wird Marc Grün. Er arbeitet momentan als Berater bei der Capgemini Deutschland Gesellschaft. Er hat in Freiburg Rechtswissenschaften studiert und Masterstudiengänge in Public Affairs in Princeton und Politik- und Verwaltungswissenschaften in Konstanz absolviert.

Zum Leiter des Haupt- und Personalamts wählte der Gemeinderat Tina Hülle. Die Diplom-Verwaltungswirtin ist seit Januar 2014 als Dezernentin und Kreisverwaltungsdirektorin beim Landratsamt Rems-Murr-Kreis tätig. Der neue persönliche Referent des Ratschefs heißt Ignazio Ceffalia. Er ist aktuell in Süßen in gleicher Position tätig. Wer die Geschäftsführung von Es-Live übernimmt, soll am Dienstag nach einer Sitzung der zuständigen Gesellschafterversammlung verkündet werden.

Hoffnung auf bessere Kandidaten

Das neue Vorgehen bei der Wahl der Amtsleiter begründet Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt, mit zum Teil unbefriedigenden Bewerberfeldern bei Ausschreibungen von städtischen Führungspositionen in den vergangenen Jahren. „Wir haben den Eindruck, dass mancher qualifizierte Bewerber um seinen Ruf gefürchtet hat für den Fall, dass er nicht gewählt wird. Deshalb haben er oder sie sich möglicherweise gar nicht erst in Esslingen gemeldet“, erläutert Karpentier.

Esslingen befinde sich auch auf dem Stellenmarkt in einem Wettbewerb der Kommunen. Die Wahl von Amtsleitern, so habe eine Umfrage ergeben, werde in den Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg sehr unterschiedlich gehandhabt. Von der Verlegung der Wahl auf nichtöffentliche Sitzungen verspreche man sich eine Qualitätssteigerung der Bewerber.