Die Beitrittsgespräche mit Albanien und Nordmazedonien können beginnen. Doch sie stehen unter einem schlechten Stern, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Brüssel ist offiziell zufrieden. Im Ringen um die Aufnahme von Nordmazedonien und Albanien ist man nach jahrelangem, zermürbenden Stillstand endlich einen Schritt weiter. Zumindest auf dem Papier steht dem Beginn der Beitrittsgespräche nichts mehr im Wege. Die Realität ist allerdings eine andere, zumal diese Entscheidung in Brüssel nicht gerade aus Überzeugung gefallen ist. Als der Ukraine im Rekordtempo der EU-Kandidatenstatus zugesprochen worden war, konnte den beiden seit vielen Jahren wartenden Balkanstaaten dieses Privileg nicht länger verwehrt werden. Aus Brüssel kam denn auch die mahnende Erinnerung, dass noch viel Arbeit auf die Regierungen in Tirana und Skopje warte.

 

Große Anstrengungen von Nordmazedonien

Dabei hat vor allem Nordmazedonien sehr viel getan, um die Auflagen der Europäischen Union zu erfüllen. Das ging weit über die verlangten Reformen von Justiz und Wirtschaft hinaus. Am Ende hat das kleine Land sogar den eigenen Namen geändert, um eine Blockade Griechenlands zu beenden. Dass danach ein Veto Frankreichs den Kandidatenstatus unvermittelt wieder in weiter Ferne rücken ließ, war für die Menschen in Nordmazedonien nach all den Anstrengungen ein vernichtender Schlag mitten ins Gesicht.

Die EU hat viel Vertrauen verspielt

Damit hat die EU nicht nur das in all den Jahren mühsam aufgebaute Vertrauen verspielt, sondern auch das eigenes Ansehen schwer beschädigt. Der Wille, nun auch noch die Verfassung zu ändern, um die nationalistischen Forderungen des Nachbarn Bulgarien zu befriedigen, ist nach all den demütigenden Erfahrungen in Skopje allenfalls gedämpft. Die dafür nötige Zweidrittelmehrheit unter den Parlamentariern ist in weiter Ferne – und damit der Betritt zur Europäischen Union.