Bei Verbrauchsvorgaben für schwere Lastwagen droht Europa zu überziehen, kommentiert Brüssel-Korrespondent Markus Grabitz.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Laster made in Germany sind auf dem Weltmarkt (noch) eine große Nummer. Derzeit findet die Fertigung der schweren Nutzfahrzeuge etwa bei Daimler immer noch zu 90 Prozent in Deutschland statt. Viele Familien, gerade im Südwesten, sind auf die Jobs in dieser Industrie angewiesen. Ob Daimler, MAN und die anderen namhaften europäischen Hersteller 2025 und 2030 noch so erfolgreich unterwegs sind, steht in den Sternen. Die EU schickt sich an, die Branche zum Versuchsobjekt eines Experiments mit ungewissem Ausgang zu machen.

 

Es gibt zu viele Unbekannte, wenn der EU-Gesetzgeber nun erstmals verbindliche Verbrauchsobergrenzen für schwere Lastwagen vorschreibt. Es fängt schon damit an, dass er den Einstieg in den E-Antrieb erzwingt. Bei Stadtbussen ist der Elektrobetrieb kein Problem. Busse sind aber bei der Regulierung außen vor. Stattdessen will die EU bis 2025 den Verkauf von rein batteriebetriebenen Lastwagen in hoher Stückzahl durchsetzen. Dabei sind derartige Fahrzeuge beim Marktführer und vielen Konkurrenten noch gar nicht in Serienreife vorhanden. Keiner weiß, ob es den Ingenieuren gelingt, die Fahrzeuge überhaupt zu entwickeln.

Spediteure schauen nur auf Preis und Betriebskosten

Bei Lastwagen liegen die Dinge anders als bei Pkw. Da spielen Modetrends keine Rolle. Es gehen allein die Faktoren Preis und Betriebskosten in die Kaufentscheidung der Spediteure ein. Derzeit ist auch nicht absehbar, dass der Fiskus steuerliche Kaufanreize setzen und im großen Stil auf Kraftstoff- und Kfz-Steuer verzichten will. Und selbst wenn der Markt es wollte: Das Ladesäulennetz wäre das nächste große Problem. Derzeit gibt es so gut wie keine Ladestationen für E-Lkw. Und es ist unklar, wo die Laster an den Tankstellen entlang der Autobahnen parken sollen, wenn sie zeitaufwendig ihre Batterien laden.

Angesichts so vieler Risikofaktoren gehört schon viel Mut aufseiten der Politiker dazu, die Latte so hochzulegen. Was bleibt, ist nur die Hoffnung, dass nicht gerade eine vitale Branche kaputtreguliert wird.