E-Bikes sind der Verkaufsrenner bei den Fahrradhändlern. Lösen die schnelle Zweiräder auch mehr Unfälle aus? Die EU scheint das zu glauben.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Brüssel/Stuttgart - Die schätzungsweise 40 000 Besucher, die vom Sonntag an zur Eurobike nach Friedrichshafen reisen oder radeln, können auch dieses Jahr wieder allerhand Neuheiten bestaunen. An den Ständen mit den Drahteseln könnte aber auch ein ganz neues Thema Gesprächsstoff bieten: eine mögliche Haftpflichtversicherung für Pedelecs. Bisher müssen in Deutschland nur Räder versichert werden, die eine Geschwindigkeit von mehr als 25 Kilometern in der Stunde erreichen können. Die EU-Kommission allerdings ist der Ansicht, auch Elektroräder, bei denen die Geschwindigkeit des E-Antriebs auf 25 Kilometer in der Stunde gedrosselt wird, fielen grundsätzlich unter die Haftpflicht. Die einzelnen Staaten aber könnten Pedelecs auch davon befreien. Und an dieser auch in Deutschland geltenden Regelung müsse nicht unbedingt etwas geändert werden. Für Opfer von Unfällen könne auch ein Entschädigungsfonds eingerichtet werden.

 

Ist die Autolobby schuld?

Möglicherweise also bleibt fast alles beim Alten – doch allein schon die Idee hat die verschiedensten Akteure auf den Plan gerufen. Immerhin nämlich tragen Pedelecs nach Angaben des Kölner Marktforschungsinstituts IFH inzwischen mehr als die Hälfte zum Umsatz der Zweiradbranche bei, der im letzten Jahr immerhin 3,5 Milliarden Euro betrug. „Wenn ein Staat auf die Idee kommt, eine Haftpflichtversicherung für Pedelecs zu erheben, hat dies negative Auswirkungen auf den Markt“, meint etwa Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands. Andere fürchten gar einen regelrechten „Einbruch“ beim Verkauf. Und Christoph Johann vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist der Ansicht, mit den Elektrorädern fahre man besonders sicher. Johann sieht auch finstere Mächte am Werk: die Autolobby, die Angst vor der Konkurrenz auf zwei Rädern habe – worüber man beim Verband der Automobilindustrie nur schmunzeln kann. Armin Feldmer dagegen würde eine solche Versicherung sogar begrüßen. „Dann müsste diese aber für alle Fahrräder gelten“, meint der Inhaber des Stuttgarter Fahrradgeschäfts Bikesport. Um seinen Verkauf macht sich Feldmer keine Sorgen. Die Kunden würden weiter in die Pedale der Pedelecs treten, einem bekannten Motto folgend: Mir san mit’m Radl da.