Nach dem 0:0 gegen Kopenhagen wettert Fredi Bobic gegen die Schiedsrichter: „Lauter Mickymäuse.“

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Georg Niedermeier lässt nichts unversucht. Ein paar Minuten vor Schluss wedelt der lange VfB-Verteidiger mit beiden Armen Richtung Cannstatter Kurve, auf dass auch der Stuttgarter Anhang die letzten Kräfte mobilisiere. Allerdings nützt es wenig – das ersehnte Tor, es will nicht fallen. Und so muss sich die Mannschaft von Bruno Labbadia gegen den FC Kopenhagen am Ende mit einem enttäuschenden 0:0 begnügen.

 

Es bleibt also dabei: Der VfB kommt in der Europa League nicht in Schwung. Nach drei Spielen warten die Stuttgarter noch immer auf den ersten Sieg, stehen in ihrer Gruppe auf dem letzten Tabellenplatz und müssen vor dem Rückspiel in Kopenhagen am 8. November fürchten, schon frühzeitig die Chancen auf den Einzug in die K.o.-Runde zu verspielen. „Jetzt müssen wir die restlichen drei Spiele gewinnen“, sagte der VfB-Manager Fredi Bobic.

Nahezu unverändert war die Stuttgarter Mannschaft im Vergleich zum überzeugenden 1:0-Sieg in Hamburg geblieben. Einzig Cristian Molinaro ersetzte hinten links den verletzten Arthur Boka. Und noch etwas war so wie zuletzt: Gähnend leer war die Mercedes-Benz-Arena auch bei diesem Europa-League-Spiel, 15 000 Zuschauer bildeten eine trostlose Kulisse. Natürlich gibt es ein paar Erklärungen für das fehlende Interesse: die späte Anstoßzeit etwa oder den unattraktiven Gegner. Dennoch bestätigt sich auch in diesem Jahr die These: die Europa League wird in Stuttgart nicht angenommen.

Man muss freilich auch konstatieren: wer gestern Abend zu Hause geblieben ist, hat wenig falsch gemacht. Denn so trist wie die Kulisse war in der ersten Halbzeit auch das Spiel. Wenig war übrig geblieben von dem Schwung, den der VfB noch in Hamburg gezeigt hatte. Dort schien die angespannte Tabellenkonstellation den Spielern Beine zu machen – gegen Kopenhagen war davon zunächst wenig zu sehen. Pomadig und weitgehend ideenlos trugen die Stuttgarter ihre Angriffe vor; keinerlei Mühe hatten die defensiv gut geordneten und taktisch reifen Dänen, den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten.

Entschlossen aus der Kabine

Weil sich die Bemühungen der Gäste, selbst den Weg nach vorne zu suchen, in Grenzen hielten, entwickelte sich in der ersten Hälfte ein fast ereignisloses Spiel. Ein Schüsschen von Ibrahima Traoré (14.) von der Strafraumgrenze war noch die gefährlichste Szene in der ersten Halbzeit, in der der VfB das Pech hatte, dass der Schiedsrichter ein Foulspiel an Molinaro im Strafraum übersah (30.).

Immerhin: mit deutlich mehr Entschlossenheit kam der VfB zurück aus der Kabine. Und wieder haderten die Gastgeber mit dem Schiedsrichter: Tunay Torun, für den etwas müde wirkenden Raphael Holzhauser ins Spiel gekommen und sichtbar motiviert, wurde im Strafraum von Kopenhagens Torhüter Johan Wiland zu Fall gebracht – statt des fälligen Strafstoßes jedoch gab es die Gelbe Karte für den VfB-Joker wegen einer angeblichen Schwalbe (47.). „Das war ein klarer Elfmeter“, sagte Fredi Bobic und ging hinterher hart mit dem Schiedsrichtergespann ins Gericht: „Der Torrichter steht direkt daneben und schaut nur dumm zu. Da laufen lauter Mickymäuse rum, ich kann sie nicht mehr sehen. Vergiss es – dieses Geld kann sich die Uefa sparen.“

Die Aktionen der Stuttgarter wurden nun etwas zwingender, allerdings fehlte ihnen auch weiterhin die Präzision. Symptomatisch: Vedad Ibisevic trat aus aussichtsreicher Position über den Ball und fiel zu Boden (58.). Wesentlich eleganter war zwar kurz darauf der Fallrückzieher des Angreifers, der jedoch deutlich das Ziel verfehlte. Es schien, als hätte der VfB mehr mit sich selbst zu kämpfen als mit dem Gegner, der sich fast komplett in die eigene Hälfte zurückzog. Dem VfB fiel nicht genug ein, um den Abwehrriegel zu knacken.

„Man kann enttäuscht sein über das Ergebnis“, sagte Bruno Labbadia, dessen Team am Sonntag (15.30 Uhr) den Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt empfängt, „aber der Wille der Mannschaft war da.“