Beim Europäischen Kultursommer steht Frankreich als Gastland im Mittelpunkt. In den zweieinhalb Monaten des Festivals gibt es fast an jedem Abend eine Aufführung oder Darbietung und insgesamt mehr als 50 Veranstaltungen – mit Jazz, Theater, Lesungen oder Gaukelei.

Einen Europäischen Kultursommer in Fellbach mit dem Gastland Frankreich? Ist das neu? Oder wurde es nicht schon mal groß angekündigt. Genau: Im Jahr 2020, da war alles fix und fertig ausgetüftelt, waren die Verträge mit Pianistinnen und Gitarristen, Sängerinnen und Tänzern, Autorinnen und Gauklern, Violinistinnen und Köchen ratifiziert und die Termine festgelegt. Dann kam Corona – und all die tollen Pläne konnten die Organisatoren aus dem Fellbacher Kulturamt in die Tonne kicken. Doch der Entschluss stand recht schnell fest: Wenn es 2020 nicht geht, dann verlegen wir das Ganze eben auf den nächsten anstehenden Kultursommer drei Jahre später. Und somit wird ein erheblicher Teil des damals vorgesehenen Programms nun einfach auf 2023 transferiert.

 

Interessenten benötigen viel kulturelle Kondition

Ab Mai heißt es also: „Vive la France!“ Wobei das jetzt von Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und Kulturamtsleiterin Maja Heidenreich präsentierte Programmpaket vor allem eins abverlangt – eine ausgeprägte kulturelle Kondition. Denn vom Eröffnungsfest am Freitag, 12. Mai, in der riesigen „Kathedrale aus Holz“, der Alten Kelter am Fuße des Kappelbergs, bis zum Abschlussfest am Samstag, 22. Juli, im Rathaus-Carrée haben die Interessenten die Auswahl unter 50 Veranstaltungen.

Fast an jedem Abend lockt ein außergewöhnliches Ereignis mit frankophilem Zungenschlag oder französischen Künstlerinnen und Künstlern. „Wir haben im Vergleich zu den Planungen für 2020 dieses Mal den Zeitraum auf zweieinhalb Monate verkürzt, gehen nicht in die Sommerferien wie sonst und haben nur die Pfingstferien ausgeklammert“, erläuterte Heidenreich. „Somit haben wir das Programm verdichtet und konzentriert und können so den Festivalcharakter stärker hervorheben.“

Freundschaften zu leben und zu pflegen und sich für Frieden zu engagieren, wofür das Festival stehe, sei in diesen Zeiten besonders notwendig, erklärte Zull. In Fellbach habe man nun im Frühsommer die Chance, die „französische Lebensart“ kennenzulernen. Dass Amtsleiterin Heidenreich hierfür bestens geeignet ist, liegt auch daran, dass sie einst Französisch studiert hat. Die Oberbürgermeisterin kann immerhin auf ihren Französisch-Leistungskurs als Grundlage verweisen, „aber das ist schon lange her“, so Gabriele Zull.

Ideen der französischen Lebenskunst

Mit Frankreich ist nun 2023 einer der wichtigsten Partner Deutschlands zu Gast – ein Land, mit dem Fellbach auch durch die langjährigen Städtepartnerschaften mit Tain l’Hermitage (seit 1964) und Tournon (seit 1973) verbunden ist. Darüber hinaus haben Frankreich und Fellbach eine besonders charmante Gemeinsamkeit: die Fähigkeit zum Genuss, die sich in einer vom Wein und von der Kulinarik geprägten Gastlichkeit ausdrückt. Die Idee der Lebenskunst schlägt die Brücke von der Kunst und Kultur zu einer Lebensfreude, die Gäste willkommen heißt und Menschen zusammenbringt.

Bienvenue: Beim großen Eröffnungsfest am 12. Mai stimmen die sechs Musiker der Kultband „Les Yeux d’la Tête“ mit ihrer energiegeladenen Musik aus dem Pariser Nachtleben in das Festival ein. Leïla Huissoud, die zerbrechliche Chansonnière mit der starken Stimme, singt von sentimentalen Geschichten und großen Gefühlen. Luftartistik vom Feinsten zeigt die französische Akrobatin Isabelle Noël an Trapez und Vertikaltuch unter der Kuppel der Alten Kelter.

Gefährliche Liebschaften

In den folgenden Tagen und Wochen gibt es beispielsweise einen deutsch-französischen Jazzgipfel mit Pariser Spitzenmusikern, Literatur und Theater, ein öffentliches Boule-Spielen, Popkonzerte, Alte Musik und Geistliche Musik, „Gefährliche Liebschaften“ als Lesung mit Unterstützung des Fellbacher Kammerorchesters, eine literarisch-musikalische Soirée über Erik Satie, und Birgit Nolte bietet ihre Hommage an Edith Piaf. Beim „Dîner Musical“ wird Sterneküche aus Fellbach kombiniert mit Chansons aus Frankreich. Die Galerie der Stadt zeigt in Paris entstandene Druckgrafiken von Wilhelm Lehmbruck. Das Stadtmuseum zeigt ab 20. Mai mit „Et voilà!“ eine besondere Annäherung an die französische Lebensart. Eine Kinder-Ausstellung in der Stadtbücherei widmet sich ab 16. Juni „Ariol“, dem französischen Comic-Helden. Und zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli steigt im Rathausinnenhof ein „Bal populaire“.

Oh, là, là. Was für ein proppenvolles Programm wartet da auf die Gäste. So kann es sein, das Savoir-vivre im Fellbacher Frühsommer 2023.

Kultursommer als Beitrag zur Europäischen Integration

Vielfalt
Seit 2001 findet der Europäische Kultursommer alle drei Jahre statt. Das Festival will die kulturelle Vielfalt Europas sichtbar machen und einen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Hohe künstlerische Qualität und eine ausgewogene Mischung aus allen Kunstsparten sind Kennzeichen dieses Festivals der Besonderheiten.

Gastländer
Bisher waren es immer zwei Gastländer pro Festival, beginnend mit Frankreich und Ungarn vor 22 Jahren. 2017 standen Italien und Griechenland im Mittelpunkt. Nach der pandemiebedingten Absage 2020 ist in diesem Jahr wie bei der Premiere im Jahr 2001 wieder Frankreich zu Gast in Fellbach, allerdings als einziges Partnerland.

Zeitraum
Das anstehende 7. Festival findet vom 12. Mai bis 22. Juli statt. Die Programmbroschüre ist kostenlos beim i-Punkt der Stadt sowie an weiteren Auslegestellen erhältlich. Der Vorverkauf beginnt am Samstag, 25. März, im i-Punkt, Kartentelefon 0711/ 58 00 58. Weitere Infos zum Programm unter: www.fellbach.de/kultursommer.