Seit Montag fliegt die Lufthansa von Stuttgart aus nur noch München, Frankfurt und vorübergehend auch noch Düsseldorf an. Alle anderen Ziele aus dem Angebot der Konzernmutter werden künftig vom Tochterunternehmen Germanwings abgewickelt.

Stuttgart - Die Inszenierung hat gestimmt: Punkt 13.35 Uhr landete die Maschine der „neuen“ Germanwings, aus Hamburg kommend, auf den Fildern. Als sich die Türen öffneten, schritten Carsten Spohr, Mitglied des Lufthansa-Vorstandes und Thomas Winkelmann, Sprecher der Germanwings-Geschäftsführung, die Gangway herunter und stellten sich – umrahmt von gut aussehenden Stewardessen – den Pressefotografen. Der Anlass des Fluges: Mit Wirkung vom Montag übernimmt die Germanwings das Europageschäft der Konzernmutter Lufthansa.

 

Ihren Rundflug über Deutschland hatten Spohr und Winkelmann in Berlin begonnen, um der Öffentlichkeit das neue Geschäftsmodell zu präsentieren – ein Modell, von dem sich die Lufthansa sowohl eine Steigerung der Passagierzahlen als auch Kosteneinsparungen in erheblichem Umfang bei der Konzernmutter erwartet. Stuttgart hatte dabei im wahrsten Sinn des Wortes Pilotfunktion: Vor einem Jahr übernahm Germanwings die bisherigen Lufthansa-Destinationen London, Bilbao, Brüssel, Manchester und Mailand.

Stuttgart war Pilotprojekt für die Umstellung

Schon damals erklärte Lufthansa-Vorstandsmitglied Spohr das Stuttgarter Modell zur Blaupause für andere Standorte. Lufthansa selbst konzentriert sich künftig verstärkt auf Fern- und Zubringerflüge. Künftig befördert Germanwings rund 20 Prozent aller Fluggäste der Lufthansa-Gruppe , die Mutter stellt dafür etwa ein Drittel ihrer Europaflotte an Flugzeugen zur Verfügung. Derzeit sind 38 Maschinen für die Airline im Einsatz, Ende 2014 sollen es bereits 87 sein. Spohr sagte, damit werde Germanwings zum größten Low-Cost-Carrier Deutschlands und zum drittgrößten Europas.

Wer nicht in Frankfurt oder München landet oder abfliegt, der nimmt einen Flieger der Germanwings. Die Passagiere können bei der Ticketbuchung unter drei verschiedenen Tarifen wählen – je nach Komfortwünschen. Auch von Stuttgart aus hält die Lufthansa selbst lediglich die Verbindungen nach München und Frankfurt, bis zum kommenden Sommer auch noch nach Düsseldorf, aufrecht. Der ohnehin hohe Anteil an Germanwings-Flügen am Flughafen wird durch die Umstellung noch ausgebaut: Der Marktanteil liegt 35, 5 Prozent. Im Angebot sind derzeit 49 Zielorte in Deutschland und Europa. 2013 befördert Germanwings von Stuttgart aus rund 1,3 Millionen Passagiere, 2015 sollen es schon 2,6 Millionen sein.

Flughafenchef Georg Fundel wünschte der neuen Airline „Glück auf“: Der Erfolg des Geschäftsmodells sei für den deutschen Luftverkehr insgesamt von Bedeutung. Danach entschwebten die Vorstände gen Köln, der letzten Station ihrer PR-Reise.