Roland Mack, der Chef des Europaparks in Rust, blickt zurück auf eine steile Karriere – und hat den Übergang an die nächste Generation in der Familie auch schon geregelt.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Rust - Dieser Geburtstag wird etwas größer werden, denn es ist ein runder: Roland Mack, der Mitgründer und Chef des Europa-Parks Rust im mittelbadischen Ortenaukreis feiert am Samstag, den 12. Oktober seinen Siebzigsten. Die Laudatio hält kein Geringerer als Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Die Party steigt in der fast fertigen neuen Wasserwelt „Rulantica“, die Ende November in Betrieb gehen wird.

 

Das Geburtstagskind besitzt viele Titel: Roland Mack ist unter anderem Ehrendoktor des Karlsruher Instituts für Technologie. Er ist Ritter der französischen Ehrenlegion, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Gastronom des Jahres, Unternehmer des Jahres und nicht zuletzt Ehrenbürger der Gemeinde Rust, wo er mit seiner Frau Marianne, den Söhnen Michael und Thomas und Tochter Ann-Kathrin lebt. In dem 4300 Einwohner zählenden ehemaligen Fischerdorf ist im Jahr 1975 der Freizeitpark gegründet worden. Anfänglich wurde dieser als „Zirkus Macksimus“ bespöttelt.

Der Gründer hat nicht mit den heutigen Dimensionen des Parks gerechnet

Macks liebstes Prädikat ist jedoch „der Herr der Achterbahnen“. Dieser Titel zierte das Cover der ersten Ausgabe seiner Biografie. Die zum Siebzigsten aktualisierte Neuauflage bekam jedoch die Überschrift „Mein Leben für den Europa-Park“. Das passt besser, denn die Achterbahnen Blue Fire und Silverstar gehören zwar nach wie vor zu den größten Attraktionen, aber der Europa-Park wird längst als Ausflugsziel wahrgenommen, das wie in einem großen Panoptikum den Eindruck vermittelt, man wäre gerade in Skandinavien, Frankreich, Italien oder Griechenland. Dazu gehören landestypische Shows und Gastronomien, aber auch gut gemachte Gebäudekopien.

Dass der Park einmal solche Dimensionen erreichen würde, hat der am 12. Oktober 1949 in Freiburg geborene Roland Mack nicht vorhergesehen. „Nein“, sagt der studierte Maschinenbauingenieur Kopf schüttelnd, „das konnte man so nicht erwarten.“ Aber er sagt auch: „Hinter dem Erfolg stehen Fleiß, Beharrlichkeit, Geschick und auch Mut.“ Von seinem Vater Franz habe er das Handwerkercredo übernommen: „Man muss mehr richtig als falsch machen, dann klappt es.“ Und die Tatsache, „dass sich die Leute bei uns in jeder Hinsicht wohlfühlen“, entspringe eben dieser Haltung, die die gesamte Familie prägt: Man will ein guter Gastgeber sein im Park, aber auch Verantwortung übernehmen in der Gemeinde Rust.

Der Park lebt von Rust und Rust lebt vom Park

Die Haltung hat sich ausgezahlt: Die Parkerweiterung mit dem Wasserpark Rulantica ist ohne eine einzige Anwohnerklage über die Bühne gegangen. Geholfen hat dabei eine moderierte Bürgerbeteiligung. Unruhe hat es erst im Jahr 2018 gegeben, als Juniorchef Michael Mack ankündigte, mal wolle eine Seilbahn über den Rhein nach Frankreich über das Naturschutzgebiet Taubergießen führen. „Zwei Länder miteinander zu verbinden, das ist doch eine großartige Idee. Aber wenn man nicht einmal mehr Ideen haben darf, weiß ich nicht, wie man im globalen Wettbewerb bestehen will“, grummelt der Park-Chef ein wenig. Der Plan ist erst einmal für fünf Jahre auf Eis gelegt. Damals hat sich zum ersten Mal seit der Parkgründung eine Bürgerinitiative gegründet. Sie trägt den programmatischen Namen „Jetzt langt’s“.

Nichtsdestotrotz überwiegt vor Ort der Eindruck: Der Park lebt von Rust und Rust lebt vom Park. „Wir sind ein im Ort verwurzeltes Familienunternehmen“, sagt der Chef. Die Familie, das sind die Stämme der beiden Brüder Roland und Jürgen Mack. Der neun Jahre jüngere Jürgen ist sozusagen der Innen- und Finanzminister. Die Reden hält der ältere Bruder Roland, der auch die Fäden spinnt. Dessen Söhne sind bereits in der Geschäftsleitung vertreten. Die Schwester Ann-Kathrin ist als Architektin im Park tätig. Jürgen Macks Kinder befinden sich zwar noch in der Ausbildung. Der Übergang auf die nächste Generation läuft jedoch „planmäßig“, wie nahezu alles im Europa-Park. „Es war schon länger klar, dass die Verantwortung im Unternehmen neu aufgeteilt werden muss“, betont Roland Mack.

Ein Mediator hat dabei geholfen, den Übergang an die nächste Generation zu regeln.

Über zwei Jahre lang hat sich die Eigentümerfamilie von einem Wirtschaftsanwalt und Mediator beraten lassen. Nach vielen Gruppen- und Einzelgesprächen wurde von allen Familienmitgliedern eine Art Verfassung unterzeichnet, die genau festlegt, wer welche Rolle spielt. Wer als Gesellschafter im Park mitmischen will, muss „tätige Mitarbeit“ leisten. Die Entscheidung darüber muss spätestens bis zum 30. Lebensjahr erfolgen. „Außerdem haben wir das Unternehmen teilweise von den Gesellschaftern gelöst“, unterstreicht Roland Mack. Sein Familienstamm hält zwar nach wie vor die Mehrheit. Er gab aber wie auch der Familienstamm von Jürgen Mack 75 Prozent seiner Anteile an die im Mai 2019 gegründete Familienstiftung ab. „Das ist ein Signal für den Standort, aber auch ein wichtiger Schritt beim Generationswechsel“, erklärt Roland Mack diese Entscheidung. Denn so gut man miteinander auch auskomme, so unterschiedlich tickten doch die Jungen. „Sie sind anders, sie machen andere Erfahrungen, kommunizieren anders, haben andere Ideen“, sagt Mack.

Auch der Europa-Park wird sich weiter wandeln. Noch ist die Wasserwelt Rulantica gar nicht in Betrieb, da ist schon klar, dass irgendwann die nächste Attraktion folgen muss. Wird dann die Digitalisierung einkehren? „Nur zum Teil“, glaubt Roland Mack. Sicherlich bei den Maschinen und teilweise bei den Shows wie jetzt schon geschehen im Voletarium, einem gigantischen Flugsimulator. „Aber ich glaube schon, dass die Menschen auch weiterhin bei uns ein analoges, ein reales Erlebnis haben wollen“, sagt Roland Mack. Vielleicht wird der Park gerade als Erholung von der digitalen Alltagswelt geschätzt. Vielleicht sogar als ein Sehnsuchtsort für die ganze Familie.“

Die größte Herbergslandschaft in Deutschland

Der 1975 in Rust von Franz und Sohn Roland Mack gegründete Europa-Park ist heute ein Riesenunternehmen auf 95 Hektar Gelände. Darauf befinden sich sechs meist ausgebuchte Hotels mit 5800 Betten sowie 1200 weitere Übernachtungsmöglichkeiten. Laut Betreiber handelt es sich um die größte zusammenhängende Herbergslandschaft in Deutschland. Der Park lockt jährlich mehr als 5,6 Millionen Besucher an und ist der nach Disneyland Paris besucherstärkste Freizeitpark in Europa. Er beschäftigt 4150 Mitarbeiter.

Zu den Attraktionen des Europa-Parks gehören auch Konzerte, Science-Days, Parteitage und Miss-Wahlen. Der Park ist in der Branche Trendsetter und liegt bei Kundenbewertungen regelmäßig vor den globalen Konkurrenten. Mit der Ende November startenden Wasserwelt „Rulantica“ wird der Park das ganze Jahr über geöffnet haben. Die Familie Mack besitzt außerdem das 1980 gegründete Unternehmen Mack Rides, das weltweit Freizeitparks mit Fahrgeschäften beliefert.