Der Europarat stoppt eine Online-Aktion zu Vielfalt und gegen Hassreden nach heftiger Kritik aus Frankreich.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Brüssel - Nicht immer entspringt einem guten Willen auch ein gutes Werk. So wähnte sich der Europarat als sogenannter Hüter der Menschenrechte auf dem richtigen Weg, als er eine Online-Kampagne gegen die Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen ins Leben rief. Zu sehen war etwa die Fotomontage einer lächelnden jungen Frau, die auf einem Bild ein rosa Kopftuch zum weiten Umhang trägt und auf einem Foto daneben rote Locken und eine Latzhose. „Beauty is in diversity as freedom is in hijab“, lautete die Überschrift auf Englisch - etwa „Schönheit liegt in der Diversität, wie die Freiheit im Hidschab“.

 

Tweets nur kurz im Internet zu sehen

Die Kampagne war nur wenige Stunden im Internet zu sehen, da schlugen in Frankreich schon die Wellen der Empörung hoch. Besonders laut meldete sich die extrem-rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen zu Wort, sie nannte die Kampagne „skandalös und unanständig“. Die Populistin sah einen Kampf der Kulturen heraufziehen und zeterte über die Unterdrückung der Frau.

Große Erregung in Frankreich

Da sich Frankreich gerade im Wahlkampf befindet und das Erregungspotenzial entsprechend hoch ist, konnten auch die anderen Politiker nicht schweigen. Selbst aus der Regierung kam Kritik. Die französische Jugend-Staatssekretärin Sarah El Haïry sagte dem Sender LCI, Paris habe dem Europarat seine „extrem große Missbilligung“ deutlich gemacht. Angesichts dieser Reaktionen blieb in Straßburg kaum etwas anderes übrig, als die umstrittene Kampagne zu stoppen und die Tweets zu löschen.

Die Zukunft der Kampagne ist ungewiss

Auch die Europäische Union steht nun da wie ein begossener Pudel, wurde das Projekt gegen Hassreden doch mit 340 000 Euro aus Brüssel gefördert. Die einzelnen Bilder seien allerdings nicht abgesprochen gewesen, hieß es vorsichtig distanzierend von einem Sprecher der EU-Kommission. Ganz begraben wollen die Verantwortlichen die Kampagne offensichtlich nicht. Man werde das gesamte Projekt einer Prüfung unterziehen und dann über die nächsten Schritte entscheiden.