Kaum ein anderes Thema weckt so starke Emotionen wie das Waldsterben. Als die Bundesbürger Anfang der 1980er Jahre davon erfuhren, sahen viele schon das Ende von Deutschlands Wäldern gekommen. So schlimm ist es zum Glück nicht gekommen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Berlin - Europas Wälder haben das Waldsterben überlebt. Doch in letzter Zeit häufen sich wieder Meldungen über tote Bäume in den Wäldern Mitteleuropas. Forscher der Berliner Humboldt-Universität und der Universität für Bodenkultur in Wien haben jetzt die Baummortalität in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, der Slowakei und der Schweiz genauer untersucht.

 

Sterberate der Bäume hat sich verdoppelt

Die Wissenschaftler um Cornelius Senf und Rupert Seidl zeigen in ihrer in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ publizierten Studie anhand von 720 000 Satellitenbildern, dass sich die Sterberate in den Wäldern in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt hat.

War zu Beginn der 1980er Jahre im Durchschnitt ein halbes Prozent der Waldfläche pro Jahr vom Baumsterben betroffen, so waren es 2015 schon ein Prozent pro Jahr. Das sind jährlich rund 3000 Quadratkilometern, was der Fläche des Saarlands entspricht.

Noch besteht Hoffnung für Europas Wälder

Damit steht fest: Das aktuelle Baumsterben übersteigt die Entwicklung vor 40 Jahren deutlich. Vor allem das von klimatischen Extremen geprägte Wetter setzt den Experten zufolge den Wäldern stark zu. „Winterstürme und Borkenkäfer, welche sich durch die warmen und trockenen Bedingungen rasch vermehren, verursachen großflächige Baummortalität“, betont Cornelius Senf. Ein weiteres Ansteigen des Baumsterbens hält er aufgrund des Klimawandels für wahrscheinlich.

Die Studie zeigt aber auch: Baumsterben ist nicht gleichzusetzen mit Waldsterben. Vielerorts wachse unter den abgestorbenen Bäumen bereits die nächste Baumgeneration heran, erklären die Forscher in ihrer Studie. Es besteht also noch Hoffnung – für Europas Wälder.