Zwei evangelische Kirchengemeinden fusionieren. Damit ziehen die Lukas- und die Petrusgemeinde die Konsequenzen aus den Stellenkürzungs-Anforderungen des Pfarrplans 2024 der Kirchenleitung. Die Gerlinger verlieren eine 75-Prozent-Pfarrstelle.

Gerlingen - Die evangelische Kirchengemeinde in der Gerlinger Tallage wird künftig einen anderen Namen haben – bisher sind es noch die Petrusgemeinde und die Lukasgemeinde. Beide wollen Ende 2019 fusionieren. Die Kirchen beider Gemeinden werden weiter so heißen, und in ihnen und den Gemeindezentren wird sich weiter das Gemeindeleben abspielen. Die Fusion ist eine Folge des „Pfarrplans 2024“. Dieses Stellenkürzungskonzept trifft auch andere Gemeinden im Strohgäu. Eine zweite Fusion ist nach heutigem Stand anderswo noch nicht ins Auge gefasst; sei aber in den kommenden Jahren nicht ausgeschlossen, so der Dekan Friedrich Zimmermann.

 

„Wir haben uns viele Gedanken gemacht und Szenarien durchgespielt“, berichtet Elisabeth Herwerth, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Lukasgemeinde. Vor noch nicht einmal einem Jahr hatte sie die Fusion abgelehnt. Dann folgte ein Beratungsprozess – an dessen Ende vor wenigen Tagen der Beschluss beider Kirchengemeinderäte stand, die Fusion anzugehen.

Fusion zum 1. Dezember 2019

Jetzt brauche es einen Fahrplan, sagt Annerose Handel, ihre Kollegin der Petruskirchengemeinde. Deren geschäftsführender Pfarrer Martin Weeber ergänzt: „Wir wollen im Frühjahr 2019 den Fusionsantrag zum 1. Dezember 2019 stellen.“ An diesem Sonntag beginnt ein neues Kirchenjahr, und die Kirchengemeinderäte werden neu gewählt. Der Pfarrplan bedeute einen Verlust, sagt Elke Kaltenbach-Dorfi, Pfarrerin der Lukasgemeinde, „aber wir wollen das Beste für Gerlingen draus machen und gemeinsam Zukunft gestalten“.

Spätestens Ende 2024 wird es für die Gerlinger Stadtmitte und Gehenbühl noch drei Pfarrer geben anstatt bisher vier. Es sei „eine Entscheidung der Vernunft“, schätzt Elisabeth Herwerth den Beschluss ein. An der Petrusgemeinde werden die Stelle des geschäftsführenden Pfarrers und die 50-Prozent-Stelle des bisherigen Bezirks West bleiben, die 100-Prozent-Stelle Petruskirche-Ost soll wegfallen bis 2024. Die bisherige Pfarrstelle in der Lukasgemeinde (75 Prozent) soll auf 100 Prozent aufgestockt werden – so hat die künftige Gemeinde 2,5 Stellen. Bisher verfügen beide Gemeinden zusammen über 3,25 Stellen.

Die Reduzierung hat im Wesentlichen zwei Gründe: Die Kirche hat künftig weniger Pfarrer, weil der Nachwuchs fehlt und eine Pensionierungswelle ansteht. Und es werden immer weniger Mitglieder – und damit schrumpft die Kirchensteuer.

Zusammenarbeit gab es schon bisher

Die Petrus- und die Lukasgemeinde hätten bisher schon zusammengearbeitet, betonte Kaltenbach-Dorfi; zum Beispiel in der Jugendarbeit, bei der Kirchenmusik oder dem frühen Konfirmandenunterricht. Auch übernehmen Pfarrer der Petrusgemeinde Gottesdienste in der Lukaskirche.

Einen Einspareffekt durch die Fusion sehen die Vertreter beider Gemeinden bei der Verwaltung. Man habe dann nur noch einen Kirchengemeinderat und einen Pfarrer, der Geschäftsführungsaufgaben erledigen müsse. Entlastung könne auch die Aufstockung der Verwaltung durch Fachleute bringen, sagt Annerose Handel. Die Kirchenleitung habe für diesen Bereich mehr Stellen zugesagt – eine Teilstelle könne man in Gerlingen gut gebrauchen.

In der neuen Gemeinde solle „jeder seine Heimat finden“, sagt Kaltenbach-Dorfi, „es wird weiter Gemeindeleben an beiden Standorten geben.“ Ihr Kollege Weeber ergänzt: „Für die Gemeindeglieder wird sich kaum etwas ändern.“ Viele seien schon jetzt sehr flexibel, meint Kaltenbach-Dorfi: So habe der Gospelchor der Lukasgemeinde viele Sänger aus anderen Gemeinden.