Matthias Bauschert verabschiedet sich als Renninger Pfarrer. Er wird Dekan in Weinsberg.

Porträt - Matthias Bauschert sitzt entspannt in seinem Arbeitszimmer im Renninger Pfarramt, die Bücherregale an den Wänden zeigen schon die ersten Lücken. Der Umzug nach Weinsberg steht an, denn dort ist der evangelische Geistliche zum neuen Dekan des Kirchenbezirks gewählt worden.

 

„Ich werde einiges hier vermissen“, sagt der gebürtige Esslinger, „allem voran die Menschen. Und ein bisschen auch das neue Gemeindehaus, dessen Entstehen ich in den letzten sechseinhalb Jahren begleitet habe und für das sich viele Menschen mit viel Herzblut engagiert haben.“ Das neue evangelische Gemeindehaus war tatsächlich eines der größten Projekte für den Kirchenmann, der Ende 2012 aus Hoheneck bei Ludwigsburg in die Rankbachgemeinde gekommen ist.

Dort hatte die Familie sechzehn Jahre lang gelebt, die drei Söhne, heute 27, 25 und 23 Jahre alt, sind dort aufgewachsen. „Bislang habe ich nur mit Renovierungen und Sanierungen zu tun gehabt. Deshalb ist es für mich schön gewesen, endlich auch einmal an etwas Neuem mitarbeiten zu dürfen“, sagt Pfarrer Bauschert, und er lacht, „mitarbeiten, weil für mich die gemeinsame Entwicklung des Projekts sehr wichtig gewesen ist, jeder hat seine Gedanken und Ideen zur Sprache bringen können.“ Dass dabei jeder, auch der Pfarrer, Abstriche machen müsse, gehöre zum Entstehungsprozess dazu.

Vielen positive Reaktionen zum Gemeindehaus

Besonders gefreut hat ihn, dass die Kirchengemeinde trotz der zusätzlichen Kosten einen schalldichten Musikprobenraum in den Neubau integriert hat. „Oben probt der Chor, in der Mitte findet der Gebetskreis statt, daneben eine Besprechung, und unten übt eine Band“, und das alles funktioniere wunderbar, ohne dass einer den anderen durch Lautstärke störe.

Der neue Standort des Gemeindehauses ist in der Gemeinde nicht einhellig begrüßt worden, sondern wurde auch scharf kritisiert. „Deshalb freue ich mich ganz besonders über die vielen positiven Reaktionen von vormals kritischen Stimmen, die sich das neue Heim der Gemeinde hier nicht haben vorstellen können.“ Begeistert fährt er fort: „Aber die vielen Möglichkeiten, die das Haus am jetzigen Standort direkt neben unserer Petruskirche bietet, die müssen erst noch entdeckt werden“, und dabei baut Bauschert auf den offenen und kreativen Kirchengemeinderat der Rankbachstadt.

Ja, Planung und Bau des Gemeindehauses haben viele Kapazitäten für sich beansprucht. Noch dazu war in der Zeit das Pfarramt Nord zehn lange Monate nicht besetzt. „Und jetzt, wo das Amt wieder in normalen Bahnen verläuft, nehme ich Abschied“, bedauert Bauschert, der sich mit seiner Familie in Renningen sehr wohl gefühlt hat. „Ich finde, Renningen ist eine sehr lebenswerte Stadt, und ich hätte mir durchaus vorstellen können, bis zum Ruhestand hier zu bleiben“, sagt er. Aber der Gedanke, doch noch einmal etwas Neues zu beginnen, hat ihn nicht losgelassen. „Und mit 57 Jahren bleibt dafür nicht mehr so viel Zeit. Hätte ich das jetzt nicht gemacht, hätte ich es vielleicht irgendwann bereut“, sinniert er.

Er hofft, dass er auch im neuen Wirkungskreis den Kontakt zur Jugend nicht verliert: „Die Jugendarbeit, vor allem, Jugendliche zur Arbeit mit Kindern anzuleiten, war mir immer wichtig. Eigentlich bin ich darüber auch zu meinem Beruf gekommen“, erzählt er.

Von der Jungschar zu den Pfadfindern

Geprägt von einem christlichen Elternhaus, hat Matthias Bauschert schon früh gelernt, sich einzubringen, zunächst in der Jungschar, dann bei den Pfadfindern. Nach dem Abitur hat er seinen Zivildienst geleistet. Da tendierte er schon zur Theologie, und der Wunsch, Pfarrer zu werden, hat sich in seiner Zeit als Zivi verfestigt. „Ich hätte die Prozedur, die man damals durchlaufen musste, um als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden, abkürzen können, wenn ich mich darauf berufen hätte, dass ich Pfarrer werden wolle.

Aber das wollte ich nicht, es war mir sehr wichtig, aufgrund meiner Einstellung und nicht wegen meinem Berufswunsch anerkannt zu werden.“ Es ist nicht immer der leichteste Weg, der zufrieden macht. Und wenn Bauschert so über Vergangenes nachdenkt, kommt er zum Schluss: „Eigentlich habe ich mir keinen anderen Beruf ernsthaft vorstellen können.“

Die Verwaltungsarbeit, die ihn im Dekanat in Weinsberg verstärkt erwartet, schreckt den engagierten Pfarrer nicht: „Verwaltung, das klingt so negativ. Aber letzten Endes geht es dabei doch darum, wie wir das Leben der Gemeinde füllen“, sagt er und betont nochmals die Wichtigkeit des Dialogs und der gemeinsamen Entwicklung von Konzepten. „Außerdem“, sagt er bestimmt, „bleibe ich auch als Dekan Pfarrer“, den direkten Kontakt zu den Menschen in der Gemeinde will er keinesfalls verlieren. Mit dem Entschluss, Renningen zu verlassen, verliert der Kindergarten in der Kronenstraße auch eine seiner beiden Leiterinnen, Susanne Berz-Bauschert. Nach dem Abschiedsgottesdienst findet ein Empfang statt – natürlich im neuen Gemeindehaus, gleich bei der altehrwürdigen Petruskirche.

Abschied
Seinen letzten Gottesdienst feiert Matthias Bauschert am Sonntag, 14. April, um 10 Uhr in der Petruskirche. Anschließend gibt es einen Empfang.