Noch geht es der evangelischen Kirche in Stuttgart gut. Noch sprudeln die Steuereinnahmen. Aber Prälatin Gabriele Arnold stimmte die Delegierten des Gesamtkirchengemeinderates auf andere Zeiten ein. Ihre Botschaft lautet: „Weniger ist mehr.“

Stuttgart - „Weniger ist mehr“ – dieses Bonmot hat Prälatin Gabriele Arnold zu den Delegierten des Evangelischen Gesamtkirchengemeinderats Stuttgart am Freitagabend in den Hospitalhof mitgebracht. „Dieses Thema wird uns nachhaltig beschäftigen. Und damit die Frage: Was können wir uns weiter leisten?“, rief Arnold in den Saal. Damit riss die Regionalbischöfin – sie vertrat den wegen eines Trauerfalls verhinderten Stadtdekan Søren Schwesig – zwei zentrale Themen an: „Was ist die Kernaufgabe eines Pfarrers? Die derzeitigen Aufgaben führen zu einer geistigen und körperlichen Atemlosigkeit.“ Und das Thema Verwaltungsneubau beim Oberkirchenrat: „Wegen der Dimension der Kosten und der Fläche haben mich schon Leute angeschrieben.“

 

Zinsverluste schmerzen

Ums Geld, nämlich um den Haushalt 2020, ging es auch im Bericht von Kirchenpflegerin Sonja Schürle. Die Eckdaten des Haushaltsplans, den die Delegierten anschließend verabschiedeten, sehen wie folgt aus: Das Haushaltsvolumen beträgt 48,37 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 47,53 Millionen Euro. Die Kirchensteuereinnahmen sind von 11,6 auf 11,85 Millionen Euro gestiegen. Die Zahl der Gemeindeglieder ist um 437 auf 50084 nur leicht gesunken. Die öffentlichen Zuschüsse bezifferte Schürle mit 17,78 Millionen Euro, die Miet- und Zinseinnahmen mit insgesamt 4,8 Millionen Euro.

Wer Zinsen erwirtschaftet, hat natürlich etwas auf der hohen Kante. Die Rücklagen betrugen zum Stichtag 31. Dezember 2018 insgesamt 51,99 Millionen Euro und sind im Vergleich zum Vorjahr um 572 305 Euro gesunken. Dem stehen Schulden in Höhe von 9,9 Millionen Euro gegenüber. „Den größten Einschnitt bringen die wegfallenden Zinseinnahmen mit sich“, sagte die Finanzchefin. Lange hatte man Zinserträge von mehr als 750 000 Euro pro Jahr, die direkt in die inhaltliche Arbeit geflossen seien. „Nun fehlen 370 000 Euro gegenüber den Vorjahren – ein Betrag, der in seiner Dimension immens ist, und ein Rückgang, der nicht beeinflussbar ist“, sagte Schürle.