Der evangelische Krankenverein Gablenberg ist heute in erster Linie ein Förderverein.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Mit einer gehaltvollen warmen Suppe für 50 Pfennig hat alles angefangen. Für diesen symbolischen Jahresbeitrag bekamen Menschen in Gablenberg, wenn sie krank oder in Not waren, 10 Tage lang eine Suppe vom Krankensuppenverein Gablenberg. Die Suppe kam dabei nicht von Privatleuten aus dem Stadtteil, sondern von den Gaststätten, deren Köche sich abwechselten. „Das war den Gastwirten sehr wichtig, dass sie auch an die Reihe kommen“, weiß Barbara Rummel, Vorsitzende des evangelischen Krankenvereins Gablenberg. Die Not der armen Menschen zu lindern, das war das Ziel des Krankensuppenvereins bei seiner Gründung im Jahr 1887. Der damalige Pfarrer in Gablenberg hat sich zu diesem Zweck mit dem Bürgermeister zusammengetan. Doch bei der Suppenküche wollten es Pfarrer und Bürgermeister nicht belassen. Kurz darauf wurde eine Krankenstation für die Menschen aus dem Stadtteil eröffnet, allerdings mit einem eigenen Verein dahinter. Dort kümmerte sich die Gemeindekrankenschwester um Patienten, die kein Geld für teure Behandlungen hatten.

 

Um effektiver arbeiten zu können, fusionierten beide Vereine. Im Jahr 1928 entstand so der evangelische Krankenverein Gablenberg in der Form, wie er auch heute noch besteht. In diesem Jahr feierten die 350 Mitglieder ihr 125-jähriges Jubiläum.

Viele würden am liebsten bleiben

Seit längerer Zeit arbeitet der Krankenverein mit der Diakoniestation Stuttgart zusammen. „Bereits damals haben wir für unsere Krankenwohnung eine Diakonisse bestellt“, erzählt Barbara Rummel. Als allerdings die Diakonien in den 1970ern flächendeckend Diakonie- und Sozialstationen eingerichtet hatten, war die Aufgabe der Krankenvereine überflüssig.

Auch der evangelische Krankenverein Gablenberg stellte sich die Frage, wie man sich künftig aufstellen könne, so Rummel. „Unsere Aufgabe hat sich gewandelt“, erklärt sie. Inzwischen sei der Verein ein ortsteilbezogener Förderverein, der zudem die Krankenwohnung in Gablenberg unterhalte. Dort gibt es Plätze für acht kranke Bewohner. Der Aufenthalt kann von zwei Stunden bis zu mehreren Wochen dauern. „Unser Vorteil ist, dass wir dort eine ganz individuelle Betreuung garantieren können“, sagt Susanne Hermann, Pflegedienstleiterin der Krankenwohnung Gablenberg.

Deshalb werde die Wohnung auch gerne von Menschen in Anspruch genommen, die an Demenz leiden oder psychische Krankheiten haben. „Die fühlen sich meistens bei uns sehr heimisch“, sagt Hermann. Viele würden am liebsten bleiben. Die Krankenwohnung ist allerdings kein Pflegeheim und deshalb nur für einen kurzfristigen Aufenthalt gedacht. „Der klassische Fall ist, dass die Angehörigen der zu pflegenden Person sich im Urlaub befinden“, sagt Susanne Hermann.

Auch im Alter steht nicht nur das Vergnügen im Vordergrund

Der Förderverein unterstützt sowohl die Krankenwohnung als auch die Diakoniestation Stuttgart Mitte-Ost finanziell. Ein Drittel der Einnahmen des Fördervereins sind Spenden, der Rest kommt aus den Mitgliedsbeiträgen. Der Beitrag im Jahr beträgt 18 Euro. „Die meisten unserer Mitglieder runden jedoch gerne auf“, sagt Rummel. Vor einigen Jahren hatte der Verein über 1000 Mitglieder, heute sind es 350. Die Beiträge erhöhen möchte die Vorsitzende nicht, sie freut sich eher über neue Mitglieder.

Allerdings werden die Gelder vom Krankenverein nicht für die Pflege direkt verwendet, sie werden sozusagen in Zeit umgewandelt. „Wir verschenken Zeit für gute Worte“, erläutert Rummel. Diese Zeit stellt die Diakonie dem Krankenverein in Rechnung. Zeit für Gespräche, Hilfe beim Formulare ausfüllen, einen Gang zur Apotheke – kleine Besonderheiten, welche die Patienten selbst nicht schaffen. „Bei einem Diabeteskranken, der eine schlimme Nacht hinter sich hat, können wir nicht einfach eine Insulinspritze geben und gehen“, findet Hermann.

Barbara Rummel möchte mit dem Krankenverein nicht nur Geld einsammeln, sondern ihren Mitglieder etwas bieten. So veranstaltet sie den Kurs „60 plus in Bewegung“ sowie kulturelle Ausflüge in die Umgebung. „Das regt den Geist an“, ist ihre Meinung. Schließlich stehe auch im Alter nicht nur das Vergnügen im Vordergrund.

Evangelischer Krankenverein:

Anschrift: Aspergstraße 25, 70186 Stuttgart
Telefon: 46 28 16
Mail: barbara.rummel@gmx.de
Vorsitzende: Barbara Rummel Gründungsjahr: 1887 Mitgliederzahl: 350

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