Am Freitag gegen 16 Uhr stellt sich heraus, ob in Ludwigsburg eine Weltkriegsbombe im Boden schlummert. Die Stadt bereitet mit 500 Mitarbeitern die Evakuierung des Areals vor. Wir beantworten alle Fragen: Was geschieht wann?

Ludwigsburg - Die Spannung steigt: Liegt in der Nähe des Heizkraftwerkes und des Wüstenrot-Hochhauses eine Weltkriegsbombe fünf bis sechs Meter tief im Erdreich? Am Freitag um 10 Uhr rückt die Spezialfirma Kampfmittelbergung Zimmermann aus Stadtroda in Thüringen an, um zu graben. Die ersten drei Meter mit Baggern, danach ist Handarbeit angesagt. Für 16 Uhr hat die Stadtverwaltung zu einer Pressekonferenz ins Berufsschulzentrum geladen: Dann wird bekannt gegeben, ob es sich bei dem verdächtigen Metallgegenstand tatsächlich um eine Fliegerbombe handelt – oder nur um eine Badewanne oder ein Stück Metallrohr.

 

Krisenstab in der Feuerwache

Die Spezialisten sind auf den Ernstfall vorbereitet: Seit Tagen laufen bei Ben Bockemühl die Drähte heiß. Der neue Ludwigsburger Feuerwehrkommandant hat in der Feuerwache an der Marienstraße einen Krisenstab eingerichtet und koordiniert die dann wohl größte Evakuierung der Stadtgeschichte. „In jedem Raum wird daran gearbeitet“, sagt er. Wenn es eine Bombe ist, wird am Samstag um 8 Uhr mit der Räumung der Südstadt begonnen – gemischte Teams von Feuerwehr und Polizei grasen das Gewerbegebiet und die Wohnhäuser ab, um auch den letzten Anwohner hinauszubegleiten. Schon seit einer Woche hängen überall Zettel aus, Ladenbesitzer wurden informiert, Evakuierungspläne ausgearbeitet. Vom Wüstenrot-Turm bis kurz vor die MHP-Arena reicht die Sperrzone, die Polizei errichtet am Samstag Straßensperren. Auch die Friedrichstraße ist teilweise betroffen.

Ein Foto der entschärften Bombe am Samstag um 16 Uhr?

Bis Mittag soll alles geräumt sein – dann beginnt der Bombenentschärfer Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst mit seiner Arbeit. „Das kann zwischen zehn Minuten und vier Stunden dauern“, sagt Susanne Jenne, Sprecherin der Ludwigsburger Stadtverwaltung. Erst wenn Peterle mit seiner heiklen Arbeit beginnt, wird auch der Bahnverkehr komplett gesperrt. „Wir versuchen, die Sperrzeit so kurz wie möglich zu halten“, sagt der Feuerwehrchef Ben Bockemühl. Im Berufsschulzentrum ist eine Unterbringungsmöglichkeit für die Anwohner eingerichtet, die ihre Häuser während der Evakuierung verlassen müssen. Ein Seniorenheim am Hohenzollernplatz muss ebenfalls geräumt werden – das ehemalige Alloheim Anna Maria.

Geht der Plan auf, wird die Presse am Samstag um 16 Uhr ein Foto der entschärften Bombe machen können – und alle können wieder in ihre Wohnungen, Geschäfte oder Gärten zurück. Für den Busverkehr hat die mögliche Sperrung der Südstadt erhebliche Auswirkungen, wie das Busunternehmen LVL Jäger mitteilt. Dessen Zentrale ist in unmittelbarer Nähe der Stelle.