Der frühere ARD-Chef Peter Voß leitet heute eine private PR-Hochschule. Ein Gespräch über Macht, Medien und Moral.

Stuttgart - Er war ARD-Vorsitzender und SWR-Intendant, dann hat Peter Voß, 69, die Seite gewechselt. Seit einiger Zeit steht er als Präsident an der Spitze der Quadriga, einer neuen privaten Hochschule in Berlin, die Führungskräfte für die PR-Branche ausbildet. Für diesen Wechsel musste er öffentliche Kritik einstecken. Ein Gespräch über die Grenzen des Journalismus und die des guten Geschmacks.

Herr Voß, Ihr Foto steht auf der Homepage der neuen PR-Hochschule Quadriga. Wie würden Sie es jemandem beschreiben, der Sie nicht kennt?


Am liebsten gar nicht. Ich habe da einen etwas strengen Gesichtsausdruck.

In jedem Fall strahlt das Foto Seriosität aus. Kritiker sagen, genau daran mangele es dieser neuen Hochschule. Es sei eine "PR-Bude", die in erster Linie damit punkten kann, dass sie Kontakte zu Chefredakteuren wichtiger Medien in ihrem Kuratorium vermittelt. Was hat Sie bewogen, die Präsidentschaft zu übernehmen?


Weder Geldgier noch Prestigegeilheit, wie mir unterstellt wurde. Mich überzeugt das Konzept. Die Arbeitsbedingungen für junge Journalisten werden eher schlechter. Die Hochschule eröffnet ihnen neue Möglichkeiten.

Von einem Vollblutjournalisten wie Ihnen hätte man eher die Forderung erwartet, dass der Journalismus gestärkt werden müsste.


Müsste er - ich kann aber nichts daran ändern, dass zum Beispiel Verleger Personal einsparen. Im Übrigen gibt es auch im Journalismus kritikwürdige Praktiken. Je weniger Zeit für Recherche bleibt, desto manipulativer wird der Journalismus. Schwarz-Weiß-Malerei hilft da nicht weiter.

Trotzdem entsteht jetzt der Eindruck, als Hochschulpräsident verrieten Sie der Gegenseite, wie man die Journalisten am besten austrickst.


Das ist eine fundamentalistische Sicht, die ihrerseits von einem idealisierten Bild des Journalismus lebt und von einer Dämonisierung der PR. Um zu lernen, wie man eine Sauerei begeht, braucht man nun wirklich keine Hochschule. Dafür genügt im Zweifel die Praxis. Ich begrüße jedoch den Ansatz, dass sich PR-Arbeit professionalisieren lässt.

In welcher Richtung?


Ich habe mich schon als Journalist immer wieder darüber geärgert, wenn auf der Gegenseite gemauert wurde. Dabei lehrt doch die Erfahrung, dass Transparenz ein Gebot der Klugheit ist, ob in der Wirtschaft oder in der Politik.