Nils Menck beendet seine Karriere. Der tus Stuttgart verliert damit seinen Leitwolf – einen Mann, der einst sogar zusammen mit einem späteren Weltstar vorspielte.

Degerloch - Die Corona-Pandemie und die dadurch verursachte lange Spielpause waren schließlich dafür verantwortlich, dass eine besondere Karriere im regionalen Basketball ohne großes Aufsehen, ja fast unbemerkt, zu Ende gegangen ist: Nils Menck, zuletzt drei Jahre lang Kapitän, Topscorer und Führungsfigur beim Regionalligisten tus Stuttgart, hat einen Schlussstrich gezogen. Der 39-Jährige hat die Sportschuhe nach insgesamt 24 Jahren, davon 16 als Profi, an den berühmten Nagel gehängt – zumindest für den regelmäßigen Wettkampf-Spielbetrieb. Beim Saisonstart der Mannschaft des Trainers Christoph Horzella am 3. Oktober in Crailsheim wird der bisherige Leitwolf nicht mehr im Kader der PKF Titans stehen. Unter diesem Namen firmiert das Paradeteam des Degerlocher Vereins.

 

„Ich hatte in den vergangenen Monaten viel Zeit, darüber nachzudenken, wohin ich mit meinem Leben und dem meiner Familie will“, sagt Menck. Eine seiner Entscheidungen sei schließlich gewesen, sich beruflich zu verändern – eine andere, „dem Sport nicht mehr den zeitlichen Stellenwert zu geben, den er nun ein Vierteljahrhundert lang bei mir eingenommen hat“. Zuletzt war Menck, der in Esslingen lebt, vier- bis fünfmal in der Woche auf die Waldau gependelt, wo er nicht nur Spieler, sondern zeitweise auch Pressewart, Jugendkoordinator und Beauftragter für die Social Media-Kanäle der tus-Basketballer war.

„Drei Gänge zurückschalten“

„Ich konnte mich in diesem Verein noch einmal drei Jahre lang auf dem Feld und in der Organisation voll austoben und werde immer ein besonderes Verhältnis zu den Verantwortlichen und meinen Mitspielern haben. Jetzt ist es aber an der Zeit, basketballerisch drei Gänge zurückzuschalten“, sagt der gebürtige Ulmer. Fortan will er nur noch gelegentlich in einer Esslinger Hobbymannschaft auf Korbjagd gehen. Und auch einen Start mit alten Jugendfreunden vom SV Oberelchingen bei deutschen Seniorenmeisterschaften kann er sich vorstellen.

Beim Traditionsclub am bayerischen Ufer der Donau hat der 2,03 Meter große Menck einst recht spät mit dem Basketball begonnen. 15 Jahre war er bereits. Und am Anfang schien nur eine Position in Frage zu kommen: die des Aufbauspielers, auf welcher es nicht unbedingt ein Gardemaß braucht. Als Menck dann jedoch binnen zwei Jahren 20 Zentimeter wuchs, wurde er von seinen Trainern schnell unter den Korb gestellt. Es sollte eine steile Laufbahn folgen. Als 19-Jähriger schaffte er mit der Oberelchinger Männermannschaft den Aufstieg in die erste Bundesliga. 2012 gelang ihm das Gleiche noch einmal mit den Kirchheim Knights. Seinerzeit landete Menck im entscheidenden Spiel gegen Düsseldorf zehn Sekunden vor Schluss den wichtigsten Treffer zum Sieg mit einem Zähler Differenz. „Das war das Spiel meines Lebens, wobei die Zeit in Kirchheim ohnehin insgesamt meine schönste und erfolgreichste war“, sagt der studierte Online-Medienwissenschaftler, der seit kurzem als Projektleiter bei einer Sicherheitsfirma angestellt ist.

Erste Liga in der Schweiz

Trotz der beiden erwähnten Aufstiege ins nationale Oberhaus ist der Centerspieler im Anschluss nie in der höchsten deutschen Spielklasse aufgelaufen. Lediglich in Basel, also in der Schweiz, war ihm ein Jahr in der ersten Liga vergönnt. „Ich hatte mehrfach Angebote aus Ulm, Ludwigsburg und Quakenbrück, aber für mich persönlich war es sportlich immer wichtiger, 20 bis 25 Minuten pro Spiel in der Pro A zu bekommen als zwei Minuten in der BBL, wo zehn Amerikaner weitgehend die Spielzeit unter sich ausmachen“, sagt Menck.

Begegnung mit dem späteren Weltstar

In Oberelchingen, Speyer, Freiburg, Kirchheim, Karlsruhe und Heidelberg spielte der 100-Kilogramm-Koloss so als Stammspieler in der zweithöchsten deutschen Klasse. Zum Abschluss folgten jeweils drei Jahre bei den Regionalligisten SV Fellbach und nun eben tus Stuttgart. Was Menck speziell in Erinnerung geblieben ist? Mit 18 durfte er gemeinsam mit dem gleichaltrigen Tony Parker ein Probetraining beim französischen Erstligisten Racing Paris bestreiten – mit unterschiedlichem Ergebnis. Während Parker einen Vertrag erhielt, zum Weltstar aufstieg und unter anderem vier NBA-Meistertitel feierte, ging es für Menck zurück nach Oberelchingen.

„Ich bin mit meiner Karriere zu 100 Prozent zufrieden, wie sie verlaufen ist, auch wenn es ein paarmal die Möglichkeit gegeben hätte, noch weiter nach oben abzubiegen“, sagt der Vater zweier Söhne im Alter von sechs und neun Jahren. Dass er nun still und leise gegangen ist, passt. Sich abseits des Spielfelds in den Vordergrund zu drängen, war noch nie die Sache von Nils Menck.