Bei der Tour der France fährt immer auch das Thema Doping mit, erst recht wenn ein Team und sein Spitzenfahrer Chris Fromme so dominieren wie „Sky“.

Stuttgart - Bei der Tour de France trumpft das Sky-Team groß auf. Das weckt Zweifel – auch bei Ex-Profi Stefan Schumacher.

 
Herr Schumacher, wie fühlt es sich an, nach L’Alpe d’Huez hinaufzuklettern?
Ich bin den Berg nur einmal gefahren, nachdem ich zuvor den ganzen Tag in der Spitzengruppe und der Erste auf dem Galibier war. Ich bin total platt gewesen, als es in den Schlussanstieg ging, wurde durchgereicht. Trotzdem war die Atmosphäre unvergesslich. Es fühlt sich an wie in einer Fußballarena. Ich bin davor und danach an keinem Berg gefahren, an dem so viele Fans standen.
Wie hart ist der Anstieg?
Es gibt schwerere und steilere Berge. Und trotzdem gehen die Top-Leute natürlich absolut ans Limit – diese Prestige-Etappe will jeder gewinnen.
Ist das sauber möglich?
Eine pauschale Antwort ist schwer. Klar aber ist: Eine Bergetappe bei der Tour können nur die Stärksten gewinnen. Doch zu den Stärksten zu gehören und sauber zu sein, das ist sehr schwierig. Nach wie vor.
Wie beurteilen Sie mit ihren Erfahrungen als Tour-Starter und ehemaliger Doper die Dominanz des Sky-Teams?
Ich muss vorsichtig sein – Sky hat mehr Geld als ich. Von außen betrachtet ist Sky für mich eine schlechte Kopie des US-Postal-Teams von Lance Armstrong, für die ich mich nicht begeistern kann. Dazu kommt bei Sky ein extremes Maß an Heuchelei.
Heuchelei?
Vor allem von Seiten der Teamführung wurde über die Vergangenheit des Radsports sehr aggressiv hergezogen und Sky als etwas Besseres verkauft. Und jetzt? Vermisse ich diese klaren Worte, wenn es um eigene Probleme geht. Von denen gibt es genug, doch bei Sky wird nur rumgeeiert und zum Teil nachweislich gelogen. Das ist sehr abstoßend und macht mich wütend.
Wie glaubwürdig ist die Stärke von Sky?
Einerseits macht Sky sicher sehr vieles richtig, bis hin zur perfekten Renntaktik. Und trotzdem ist die Dominanz des Teams völlig unglaubwürdig – zumal es diesen Klassenunterschied ja nun schon seit 2012 gibt.
Wer gewinnt die Tour?
Ich gehe von Chris Froome aus, dessen Geschichte von Jahr zu Jahr absurder wird. Es wäre nach Tour 2017, Vuelta 2017 und Giro 2018 sein vierter Grand-Tour-Sieg in Serie. Viele der Besten des Radsports sind schon beim Versuch kaputt gegangen, nur zwei dieser Rennen nacheinander zu gewinnen.