Sven Ulreichs Berufung in die Nationalmannschaft kam völlig überraschend. Doch unbegründet ist sie deshalb nicht.

Sport: Marco Seliger (sem)

Venlo - Sven Ulreich kam mit schwarzem Turnbeutel zu seinem ersten Training im Kreise der Nationalelf – mit im Gepäck war am Montagvormittag auf dem Platz in Venlo auch eine große Portion Freude. „Für mich ist das eine Ehre, ich freue mich auf die Zeit und gebe Gas“, sagte der ehemalige Torhüter des VfB Stuttgart in Diensten des FC Bayern München.

 

Sven Ulreich also ist Nationalspieler und damit, wenn man so will, nun auch in DFB-Kreisen ein Stellvertreter seines Clubkollegen Manuel Neuer. Der gebürtige Schorndorfer vertrat Neuer in München bei dessen Verletzungspausen meist glänzend, jetzt gibt es den Lohn mit den Länderspielnominierungen für die Partien in Weißrussland am Samstag und gegen Estland am Dienstag. Bayerns Nummer zwei wird zur Nationalelf eingeladen – ein Ersatzkeeper wird also Nationalkeeper, das gab es noch nie.

Warum es so kam? Da sind zum einen die verletzungsbedingten Ausfälle von Marc-André ter Stegen (Knieprobleme) und Bernd Leno (Daumenprobleme) – und auf der anderen Seite die anstehende EM der U-21-Junioren vom 16. Juni an in Italien. Die aktuellen deutschen Torwarttalente, die ansonsten wohl den Vorzug vor Ulreich bekommen hätten, sind dort fest eingeplant. Alexander Nübel (22/Schalke), Florian Müller (21/Mainz) und Markus Schubert (20/Dresden) stehen im Kader.

Noch voll im Saft

Wenn man so will, wollten die Verantwortlichen des A-Teams vor dem wichtigen Turnier nicht bei den Junioren wildern, obendrein überzeugte Ulreich mit seinen starken Leistungen als Neuer-Ersatz beim FC Bayern. „Sven hat sich diese Nominierung verdient“, sagte Torwarttrainer Andreas Köpke, „er hat auch schon vor der WM 2018 hervorragend gehalten, als Manuel Neuer verletzt war, bei der WM wäre er bei einem Ausfall Manuels auch ein Thema gewesen – immer wenn Sven gebraucht wurde, ist er da gewesen.“

Für Ulreich sprach auch, dass viele andere deutsche Torhüter schon seit zwei Wochen im Urlaub sind. Ulreich war dagegen am vergangenen Wochenende noch im Pokalfinale dabei und machte hinterher noch Freundschaftsspiele mit den Bayern – er steht also noch voll im Saft.