Die Vernehmung des ehemaligen Fußball-Spitzenfunktionärs Michel Platini offenbart ein erschreckendes Maß an Kungelei und Korruption – vor allem in Frankreich, kommentiert Stefan Brändle.

Korrespondenten: Stefan Brändle (brä)

Paris - Man stelle sich einmal vor, Angela Merkel empfinge den Premierminister von Singapur und den Chef irgendeines klammen Bundesligisten; und zwischen Haupt- und Nachspeise böte die Kanzlerin dem asiatischen Kleinstaat an, die nächste Fußball-WM auszutragen. Gegenleistung: Der Gast unterstützt den Not leidenden deutschen Verein und investiert auch noch ein bisschen. Absurd? Nicht in der Welt des französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy. Zehn Tage vor der Vergabe der Fußball-WM 2022 schloss sich Sarkozy auf diese Weise mit Ex-Uefa-Präsident Michel Platini und dem katarischen Prinzen Tamin bin Hamad al-Thani kurz. Folge: Die Weltmeisterschaft wird 2022 in Katar gespielt.