Elegant, kühl, ausgebufft - Kofi Annan galt als einer der charismatischsten Diplomaten auf der Weltbühne. Dabei musste der Ghanaer an der Spitze der UN auch Rückschläge hinnehmen.

Accra - Der Friedensnobelpreisträger und ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ist tot. Der ghanaische Diplomat sei am Samstag nach kurzer Krankheit im Alter von 80 Jahren friedlich gestorben, teilte seine Kofi-Annan-Stiftung mit. Seine Frau Nane Maria Lagergren und seine beiden Kinder seien in seinen letzten Tagen bei ihm gewesen.

 

„Wo immer es Leid oder Not gab, war er zur Stelle und hat mit seinem tiefen Mitgefühl und Einfühlungsvermögen viele Menschen berührt“, twitterte die Stiftung. Einzelheiten zu seiner Erkrankung teilte sie nicht mit.

Der 1938 geborene Annan studierte in den USA und der Schweiz und verbrachte praktisch sein ganzes Berufsleben im Dienst der Vereinten Nationen. Mit Charisma, aristokratischer Eleganz und kühler politischer Erfahrung arbeitete er sich bis an die Spitze vor, sowohl in New York als auch an Krisenherden.

1996 wurde Annan als Nachfolger von Boutros-Ghali zum UN-Generalsekretär gewählt

So handelte er nach der Kuwait-Invasion des Irak 1990 die Rückkehr von mehr als 900 dort festgehaltenen Ausländern in ihre Heimat aus und war während der Umsetzung des Dayton-Friedensabkommens UN-Sondergesandter in Bosnien. 1996 wurde Annan als Nachfolger von Boutros Boutros-Ghali zum UN-Generalsekretär gewählt. An der Spitze der Organisation setze er sich eine Politik der „Verantwortung zum Schutz“ ein, die sich Völkermord, Menschenrechtsverbrechen, ethnischen Säuberungen und Kriegsverbrechen entgegenstellen sollte.

Entgegen ursprünglichen Absprachen wurde Annan 2001 für eine zweite Amtszeit gewählt. Kurz danach erhielt er persönlich gemeinsam mit den UN den Friedensnobelpreis.

„Kofi Annan war in vieler Hinsicht die Verkörperung der Vereinten Nationen“, sagte der derzeitige Generalsekretär António Guterres. „Ich habe mit tiefer Trauer von seinem Hinscheiden erfahren.“ Annan habe die UN mit unerreichter Würde und Entschlossenheit ins neue Jahrtausend geführt.

Nach Ende seiner Zeit an der Spitze der UN war Annan weiter als Vermittler engagiert,

Annans Zeit an der Spitze der Vereinten Nationen war geprägt von Konflikten etwa im Kosovo, Nahen Osten und im Sudan, dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus nach den Anschlägen vom 11. September 2001, aber auch von Krisen innerhalb der Organisation. So geriet er persönlich in die Kritik, weil sein Sohn Kojo Zahlungen von einem schweizerischen Unternehmen erhalten hatte, das in UN-Auftrag Warenlieferungen an den Irak im Rahmen des Programms “Öl für Lebensmittel“ erhalten hatte. US-Senatoren forderten seinen Rücktritt. Eine Kommission unter Vorsitz früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker entlastete ihn zwar vom Vorwurf der Korruption, bescheinigte ihm aber, seine Behörde nicht richtig im Griff gehabt zu haben. In seinen Erinnerungen scherzte Annan rückblickend, als Generalsekretär sei man gelegentlich auch der Sündenbock der UN.

Nach Ende seiner Zeit an der Spitze der UN war Annan weiter als Vermittler engagiert, etwa nach der umstritten Präsidentenwahl in Kenia 2007 und als Sondergesandter im Syrienkonflikt 2012. Zuletzt leitete er eine Kommission, die das Vorgehen des Militärs in Myanmar gegen muslimische Rohingya untersuchte.