In Russland fallen so viele Tore nach Standardsituationen wie noch nie bei einer WM. Für den ehemaligen VfB-Profi und Freistoß-Spezialisten Krassimir Balakov kommt das nicht überraschend. Im Interview erklärt der 52-Jährige warum.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Seine Freistöße waren eine Waffe. Es gab wenige Spieler in der Fußball-Bundesliga, die die Kunst rund um den ruhenden Ball so gut beherrschten wie der ehemalige VfB-Star Krassimir Balakov. Inzwischen ist der 52-Jährige Trainer und Manager beim bulgarischen Erstligisten SFC Etar Veliko Tarnovo. Den Club rettete er in der vergangenen Saison vor dem Abstieg. Die WM verfolgt Balakov von seiner Heimat aus aufmerksam.

 
Herr Balakov, ruhende Bälle sorgen bei der WM in Russland für die größte Torgefahr. Sind Sie überrascht darüber?
Nein, keineswegs. Zumal der Trend auch nicht ganz neu ist.
Warum?
Die Mannschaften sind körperlich und läuferisch immer mehr auf einem Niveau. Auch spielerisch gibt es auf Topniveau keine riesigen Unterschiede mehr. Und bei einer WM sind nun mal die besten Spieler der Welt am Ball – da muss man Nischen suchen, wo man sich vom Gegner abheben kann.
Das sind Standardsituationen?
Auf jeden Fall. Gute Standards machen den Unterschied aus – vor allem bei Spielen, in den sich die Gegner auf Augenhöhe begegnen. Aber auch die Außenseiter suchen über den ruhenden Ball ihre Chance. Die Trainer machen sich extrem viele Gedanken. Und über eine pfiffige Standardsituation kann man den Gegner am besten überraschen.
Kann man Standards trainieren oder liegt einem das im Blut?

Man muss unterscheiden. Elfmeter sind vor allem Nervensache. Auch die Fähigkeit, einen direkten Freistoß in den Winkel zu zirkeln, kann man nur bedingt trainieren. Dieses Gefühl, dieses Füßchen, dieses Talent hat man oder man hat es nicht. Indirekte Freistöße und Eckbälle lassen sich dagegen schon trainieren.

Was trauen Sie der deutschen Mannschaft an diesem Samstag gegen Schweden zu?
Es wird ein schweres Spiel. Die deutsche Mannschaft wird ins Schwitzen kommen, doch ich glaube schon, dass sie sich durchsetzen wird. Vielleicht ja sogar mit Hilfe einer Standardsituation.