Den Vertrag bei Bundesligist Werder Bremen löste Martin Harnik auf, um in der Oberliga Hamburg spielen zu können. Das Debüt in der fünften Liga war nicht ganz nach dem Geschmack des ehemaligen VfB-Profis.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Hamburg/Stuttgart - Es war ein Kantersieg, als der TuS Dassendorf den FC Süderelbe mit 7:1 aus dessen Stadion fegte, doch das Ergebnis war nicht das Besondere an der Partie der Oberliga Hamburg. Es war eine Einwechslung; oder besser: der Einwechselspieler. In der 59. betrat Martin Harnik das Spielfeld der fünften Liga, für einen, der 63 Länderspiele für Österreich sowie 240 Bundesliga-Partien (davon 173 für den VfB Stuttgart) bestritten hat, eine neue, ziemlich ungewohnte Situation. Gefühlt hat sich der 33 Jahre alte Stürmer in etwa so wie eine Katze in einer mit Wasser gefüllten Badewanne. „Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mich während meines Einsatzes eher unwohl gefühlt“, erzählte Harnik nach dem Match, „das hatte mit den für mich ungewohnten Bedingungen zu tun. Wir haben auf einem Kunstrasen der älteren Generation gespielt, auf dem ich mich einfach nicht so bewegt habe, wie es eigentlich sein sollte. Am Ende war ich froh, dass ich verletzungsfrei geblieben bin.“

 

Tja, es ist nicht so einfach, vom Fußball-Olymp Bundesliga in die Niederungen des Sports hinabzusteigen und dort mit Blut, Schweiß und Tränen sein Tagwerk zu verrichten. Aber man könnte sagen: Martin Harnik hat es so gewollt. Eigentlich hatte der ehemalige VfB-Profi bei Bundesligist Werder Bremen noch einen bis Sommer 2021 laufenden Vertrag, doch im Team von Trainer Florian Kohfeldt stand der gebürtige Hamburger sozusagen im Abseits mit geringsten Chancen auf einen Einsatz – also orientierte der Mann, der 66 Bundesliga-Treffer erzielt hat, neu und buchte das Ticket zu TuS Dassendorf in die Oberliga seiner Heimatstadt. Ein Treffer zum Debüt, das wäre eine feine Geschichte gewesen, Harnik hatte auch zwei ziemlich günstige Gelegenheiten für einen Einstand mit Sternchen. „Klassisch vergeben, da habe ich mich fast blamiert“, sagte er zu seiner Riesenchance, „es wäre ein geiler Einstand gewesen, ein oder zwei Tore zu erzielen. Das hat mich gewurmt. Beim Pfostenschuss war es in der Tat Pech. Bei einer weiteren großen Chance habe ich den Ball unterschätzt und zu spät reagiert.“ Wie in Amateurkreisen oft üblich, muss der Stürmer für den Einstand (mindestens) eine Kiste Bier in die Kabine stellen. „Fällig war die Kiste eigentlich schon, sie kommt auch demnächst“, erklärte der Österreicher.

Es werden noch weitere Chancen für das erste Tor kommen (wahrscheinlich ist dann eine weitere Kiste Bier fällig), da macht sich Martin Harnik keine Sorgen. Und selbst wenn er sich erst an das manchmal ruppige Geläuf in Liga fünf gewöhnen muss, er ist mit vollem Einsatz bei der Sache und hat die Zeit als Profi abgehakt. „Ob nun Training, Oberliga oder Bundesliga: Auf dem Platz will ich immer das Maximale herausholen und bin ehrgeizig genug, um zu jeder Zeit meine beste Leistung zeigen zu wollen. Das ist so in meiner DNA abgespeichert“ berichtete der EM-Teilnehmer von 2008 und 2016, „dennoch ist in der Bundesliga ein ganz anderer Druck auf dem Kessel. Deshalb bin ich froh, dieses Kapitel für mich abgeschlossen zu haben. Jetzt möchte ich auf dem Fußballplatz nur noch Spaß und Freude am Spiel und mit dem Team haben.“ Am 30. Oktober trifft Harniks neuer Club auf den Drittletzten TuS Osdorf – es ist ein Heimspiel, also kennt Harnik den Platz. Es sollte also was werden mit den Einstands-Treffer.