Beim VfB Stuttgart Gegner am Samstag, dem FSV Mainz, darf Shinji Okazaki im Sturm spielen. Acht Tore hat er in dieser Saison schon erzielt. Eine Leistung, die der ehemalige VfB’ler in seiner Zeit in Stuttgart nicht abrufen konnte.

Mainz – Der Shinji“, sagt Christian Heidel, „ist eine Maschine.“ Was in anderen Zusammenhängen eher despektierlich klingen würde, ist in der Sprache der Fußballer als Lob zu verstehen. Christian Heidel managt seit 22 Jahren den FSV Mainz 05 – und sagt über Shinji Okazaki: „Der läuft sich vorne einen Wolf.“ Auch das ist ein Ausdruck höchster Anerkennung. Ohnehin gibt es derzeit ja nur Lob für den wieselflinken Shinji Okazaki.

 

Acht Tore in 16 Spielen erzielte die japanische Offensivkraft nach seinem Wechsel im Sommer vom VfB Stuttgart (Ablöse: rund 1, 5 Millionen Euro) für die Mainzer. Am Samstag kehrt Okazaki erstmals als Gegner nach Stuttgart zurück. Beim VfB schaffte er in zwei Runden in 63 Einsätzen zehn Treffer, vergangene Saison sogar nur einen einzigen. „Er ist ein fantastischer Stürmer mit einer sensationellen Mentalität. Am Ende hat ihm bei uns aber das Selbstvertrauen gefehlt“, sagt Fredi Bobic, sein ehemaliger Vorgesetzter beim VfB.

Dass man den fleißigen Stürmer in Bad Cannstatt verkannt habe, glaubt Christian Heidel aber nicht. Vielmehr sei es so, dass Okazaki mit seiner Spielweise perfekt zu Mainz 05 passe, in Stuttgart habe in Vedad Ibisevic eben ein Klassestürmer auf Okazakis Lieblingsposition im Sturmzentrum gespielt.

Verbot fürs Toreschießen gegen Stuttgart via „WhatsApp“

Der 27-jährige Okazaki sieht das ähnlich, er sagt: „In Stuttgart habe ich meistens im Mittelfeld gespielt, hier in Mainz spiele ich eher in vorderster Reihe oder direkt hinter den Spitzen. Das liegt mir etwas besser.“ Sein Kumpel Gotoku Sakai vom VfB hat ihm übrigens das Toreschießen gegen Stuttgart via „WhatsApp“ verboten. Dabei erlebte Okazaki auch in Mainz schon eine Durststrecke, nach seinem Treffer beim 3:2-Auftaktsieg gegen den ehemaligen Arbeitgeber blieb er über zwei Monate glücklos und ohne Torerfolg.

Weil aber die beiden Mittelstürmer-Hoffnungen Dani Schahin und Sebastian Polter, die als Ersatz für den zu Schalke transferierten Adam Szalai geholt wurden, enttäuschten, setzte sich Okazaki in der Spitze durch, traf Ende Oktober gegen Braunschweig doppelt und hat seitdem „viel Selbstbewusstsein“ getankt. In Mainz fühlt sich der zweifache Familienvater wohl, bei Nullfünf traf Okazaki auch Takashi Yamashita wieder, mit dem er in Japan auf der Highschool gekickt hat und der heute die U-12-Junioren der Mainzer trainiert.

Christian Heidel sagt, Okazaki sei ein spezieller Typ. Wenn er kein Tor erziele, glaube der Japaner, der Mannschaft nicht geholfen zu haben. Für das auf Gegenpressing angelegte Mainzer Spiel sei Okazakis Einsatzfreude aber gerade bei Ballverlust enorm wichtig. Neben Okazaki nehmen voraussichtlich fünf weitere Mainzer Profis an der WM in Brasilien teil: Choupo-Moting (Kamerun), Park und Koo (Südkorea), Diaz (Costa Rica) und Soto (Kolumbien). „Das schreiben wir uns nicht auf die Fahnen“, sagt Heidel, „aber es zeigt den Qualitätssprung bei Mainz 05.“

Mainz will sich langfristig in der ersten Liga etablieren

Aus den Rheinhessen ist ein gestandener Bundesligist geworden mit 72 Millionen Euro Umsatz, erst kürzlich verpflichtete Heidel für etwa fünf Millionen Euro Ja-Cheol Koo, 24, vom VfL Wolfsburg. Das ist Vereinsrekord. Die Mainzer können sich das leisten, weil sie in den beiden Spielzeiten zuvor eine Umsatzrendite von rund 15 Millionen Euro vor allem durch Verkäufe von Leistungsträgern gemacht haben. Doch Heidel stellt klar: „Wir haben zuvor in Steine investiert, in dieser Saison in die Zukunft der Mannschaft. Jedes Jahr geht das aber nicht in diesem Rahmen.“

Die Grenzen seien auf der Einnahmeseite in vielen Bereichen erreicht. Mehr als 60 Millionen Euro Jahresumsatz seien bei den Voraussetzungen in Mainz (knapp 200 000 Einwohner) auf Dauer nicht drin. Künftig könne der Club Mehreinnahmen fast nur noch durch höhere TV-Gelder und durch Transfererlöse generieren. Noch immer, sagt Heidel mit bewusstem Understatement, komme es ihm bei Busfahrten zu Spielen in Großstädten wie Stuttgart vor, als komme man selbst vom Dorf.

Der Manager will vermeiden, dass es für Mainz 05 künftig um mehr gehen könnte, als sich weiter in der Bundesliga zu etablieren, wie nach der Koo-Verpflichtung zu hören war. Heidel stellt klar: „Wir machen keinen Transfer, um einem Trainer etwas zu zeigen. Wir wollen uns langfristig in der ersten Liga etablieren.“