Menschen aus mehr als 170 Nationen leben in Stuttgart und bereichern das kulinarische Angebot in der Stadt. Da muss es also nicht immer Döner sein: Wir stellen drei vorzügliche exotische Imbisse vor.

Stuttgart - In Stuttgart leben Menschen aus mehr als 170 Nationen. Das Gastronomie-Angebot ist aber immer noch erstaunlich schwäbisch, italienisch und Döner-türkisch dominiert. Dabei ist viel mehr möglich, wie drei feine Imbisse beweisen.

 


Exotische Imbisse in Stuttgart auf einer größeren Karte anzeigen

Indien Wer bisher an der Sinnhaftigkeit von Kidneybohnen gezweifelt hat, wird im „Indian Shop – The Spice of India“ in Feuerbach eines Besseren belehrt. Hier sind die Bohnen essenzieller Teil des Thali, einer typischen Mahlzeit aus Nordindien, die aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammengestellt und meist auf einem runden Tablett in kleinen Schälchen mit Reis und Fladenbrot serviert wird (6 Euro). Die Bohnen schwimmen in einer dunklen Sauce, deren Sämigkeit jeder schwäbischen Hausfrau die Freudentränen in die Augen treiben würde. In der Schale darüber findet sich gemischtes Gemüse, bestehend aus Bohnen, Erbsen und Karotten, das ganze souverän mit Kurkuma abgeschmeckt. Daneben sorgt die köstliche Joghurtsauce Raita für die nötige Frische, die man am besten mit dem salzigen Joghurtgetränk Namkeen-Lassi, dem entfernten Verwandten des Ayran (1,50 Euro) verlängert. Bei einem indischen Tee, dem Chai (1,20 Euro), der süßer als eine ganze Zuckerfabrik daherkommt, erzählt Devinder Kumar Sharma seine Geschichte.

Sharma betreibt den „Indian Shop“ zusammen mit seiner Frau Shashi Kumar Sharma. Letztere kocht, als hätte sie nie etwas anderes getan und das weit besser als die meist enttäuschenden indischen Restaurants in Stuttgart. Ihr Geheimnis? „Sie kocht mit mehr Herz“, erklärt Devinder Kumar Sharma. Vor allem aber kocht sie ausschließlich vegetarisch, die kleine Speisekarte wechselt wöchentlich.

Devinder Kumar Sharma kam vor 34 Jahren nach Stuttgart, bis vor zwei Jahren hat er in Vaihingen das India House betrieben. Ein richtiges Restaurant wollte der bald 60-Jährige nicht mehr, „weil ich dann keine Zeit für die Familie habe“. Also hat er sich mit einem Einzelhandel mit angeschlossenem Imbiss selbstständig gemacht, einem „Dhaba“, wie es in Indien genannt wird. Wieso aber gerade an einer Ausfahrtstraße aus Feuerbach? „Bosch ist in der Nähe, da arbeiten viele Inder, die sich über unser fleischloses Angebot freuen.“

Patrick’s Stop in Möhringen

Jamaika Von Indien nach Jamaika sind es 15 000 Kilometer Luftlinie. Will man sich beiden Küchen innerhalb von Stuttgart nähern, hat man es nicht ganz so weit. Patrick Peart betreibt an der Hechinger Straße in Möhringen den Imbiss „Patrick’s Stop“, in dem er fünf Tage die Woche karibische Küche zaubert. Als Amuse-Gueule, Gruß aus der Küche und Nachtisch gleichermaßen gibt es bei Peart Dancehall in einer Lautstärke auf die Ohren, für die er eigentlich die Diskothekenkonzession ehrenhalber verliehen bekommen sollte. Bei Peart ist es aber nicht nur laut, sondern auch gut. Einmal die Woche, immer samstags, grillt er draußen hinter dem Laden würzig mariniertes Jerk Chicken, eine typisch jamaikanische Spezialität. Das Hähnchen serviert Peart mit Kochbananen sowie Reis und Bohnen (9 Euro), die mit Verzögerung eine fein nuancierte Schärfe entfalten.

Peart stammt ursprünglich aus Manchester auf Jamaika. 2008 kam er nach Stuttgart. Zuvor hatte er zehn Jahre lang in London gelebt, wo er seine spätere Frau, eine Deutsche, kennenlernte. Im September des vergangenen Jahres hat er seinen Imbiss am Ortsrand von Möhringen eröffnet. „Ich wollte schon immer Kochen und mein eigenes Business haben“, sagt Peart. „Ich bin sehr froh darüber, dass die Menschen in Stuttgart mein Essen mögen.“ Viele seiner Gäste sind Soldaten von der US-Base, aber auch Möhringer Schulkinder fallen in der Mittagspause in Scharen ein.

Imbiss Beirut in S-Mitte

Libanon Von Jamaika geht die Reise weiter in den Libanon. Moussa Ghazi betreibt am Josef-Hirn-Platz in S-Mitte seinen Imbiss Beirut. Wer bisher der Döner-Religion gehuldigt hat, wird hier zum Guten konvertieren: Ghazi zaubert eine fantastische Shawarma. Diese Spezialität aus mariniertem Rind mit Hummus, Salat und Knoblauchpaste im Fladenbrot (5 Euro) macht in Berlin längst dem Döner Konkurrenz, in Stuttgart hat sie nur Ghazi in petto. Nebenbei bereitet der 53-Jährige, der seinen Imbiss seit 13 Jahren betreibt, die beste Falafel der Stadt zu. „Die Kichererbsenbällchen frittieren wir immer frisch“, erklärt Ghazi, der das Kochen in Frankreich gelernt hat und bereits vor 30 Jahren nach Stuttgart kam.

Die libanesische Küche ist seiner Meinung nach die beste im arabischen Raum, „weil wir so viele Minderheiten haben und jede ihre eigene Küche einbringt“. Moussa Ghazis Interpretation schmeckt nach Koriander, Curry und Kurkuma und zeigt: Es muss nicht immer schwäbisch, italienisch oder Döner-türkisch sein.