Die IG Metall muss 2015 wichtige Weichen stellen – inhaltlich und personell. Ob auf dem Gewerkschaftstag ein Führungswechsel bevorsteht, ist offen. Dieser Schwebezustand sollte gleich nach der Tarifrunde behoben werden, meint StZ-Autor Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die IG Metall steht vor einem besonders wichtigen Jahr – nicht zuletzt wegen der Tarifrunde, in der mit der Bildungsteilzeit und der Altersteilzeit qualitativ hochwertige Themen zu bewältigen sind. Wie dies der Gewerkschaft und den Arbeitgebern gelingt, wird auf Dauer die Zusammenarbeit prägen. Derzeit befinden sich die Kontrahenten noch in der Phase des üblichen Kriegsgeschreis. Da sollte man nicht jede Kampfansage auf die Goldwaage legen. Doch alsbald müssen sie einen pragmatischen Verhandlungsmodus finden, soll die Tarifrunde nicht eskalieren.

 

Niemand kann dies wünschen, denn es könnte die Bewältigung der weiteren Herausforderungen in der Zukunft erschweren. Von intelligenten und ausgewogenen Lösungen in der Arbeitszeitpolitik oder der Betriebspolitik etwa wird abhängen, ob die Metallindustrie weiterhin wettbewerbsfähig in die digitalisierte Arbeitswelt steuert.

Wichtiger Gewerkschaftstag im Oktober

Auf diesem Weg kommt auch dem Gewerkschaftstag im Oktober eine hohe Bedeutung zu. Dort muss die Organisation ihre Leitplanken für die nächsten Jahre abstecken. Die Mitglieder sollen bei den Debatten des Kongresses mehr Einfluss denn je erhalten. Dies ist im Prinzip lobenswert. Ausgerechnet in einem ganz zentralen Punkt jedoch, welcher Vorsitzende denn die IG Metall künftig führen soll, mauert das Führungsduo – vermutlich so lange es irgend geht. „Herbst ist Herbst“, sagt der Vorsitzende Detlef Wetzel kühl. Jetzt stünde die Tarifrunde an, da wolle er sich nicht mit „nebensächlichen Fragen“ beschäftigen. „Wenn es denn eine Debatte geben sollte“, so werde sie erst in den Gremien geführt. „Die Zeit muss gekommen sein, wenn man über die Dinge spricht.“

In der Tat haben jetzt die Inhalte Vorrang vor den Personalspekulationen. Doch nach der Tarifrunde kann es sich die IG Metall nicht mehr lange leisten, den Schwebezustand aufrecht zu erhalten und insbesondere die eigene Basis im Unklaren zu lassen. Der Chefposten der größten deutschen Gewerkschaft ist kein Privatvergnügen – er ist der wohl wichtigste für die gesamte Arbeitnehmerbewegung. Wer ihn in den nächsten Jahren besetzt, geht viele etwas an. Das darf nicht bis zum Herbst als geheime Kommandosache behandelt werden.