Auf der Weltausstellung im Oktober in Dubai wird Baden-Württemberg mit einem eigenen Pavillon vertreten sein. Der Hauptkoordinator des Projekts, Wilhelm Bauer, nennt Details.

Stuttgart - Großes Schaulaufen in der Wüste und Baden-Württemberg ist dabei auf der Weltausstellung in Dubai, die im Oktober eröffnet wird. Bisher ist über dieses Projekt der heimischen Wirtschaft und der Landesregierung wenig bekannt, obwohl Ende des Jahres 2,8 Millionen Euro aus der Landeskasse locker gemacht wurden. Einer der Hauptkoordinatoren des Projekts, Wilhelm Bauer, erzählt gegenüber unserer Zeitung, was Besucher im Baden-Württemberg-Haus erwartet.

 

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Wie sieht das Ausstellungskonzept für den Baden-Württemberg-Pavillon aus?

Wilhelm Bauer: Die Ausstellung soll unter dem Stichwort „Baden-Württemberg 5.0 – Komponenten einer hochentwickelten Zukunft“ laufen. Was wir damit sagen möchten, ist: 4.0 steht dafür, unsere Produkte und Dienstleistungen mit der digitalen Welt zu verbinden. Mit 5.0 setzen wir einen drauf, die Nachhaltigkeit kommt hinzu. Die Ausstellung soll klimaneutral werden.

Was wird der Besucher dort erleben?

Bauer: Der Besucher wird bei uns produkthaftere Welten erleben als in den Nationen-Pavillons, deren Hauptaufgabe es ist, das Land zu präsentieren. Wir wollen einerseits das Bundesland vorstellen, andererseits die Errungenschaften der Unternehmen des Landes und deren Beitrag zur Zukunftsgestaltung. Unsere Besucher sollen eine Geschichte erzählt bekommen. Im Obergeschoss soll es einen Display-gesteuerten Raum geben, in den der Besucher interaktiv eintauchen kann. Je nachdem, wo man sich bewegt, ändern sich die Inhalte auf Bildschirmen. Außerhalb des Gebäudes befindet sich der Kaltluftsee und das Schwarzwald-Restaurant der Staatsbrauerei Rothaus.

Wie will man sich von größeren Häusern wie dem der USA oder Brasilien absetzen?

Bauer: Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist sehr wichtig bei einer derart großen Veranstaltungsfläche wie in Dubai, bei der es niemand schafft, jedes Haus zu besuchen. Wir sind zwischen Indonesien und Monaco. Auf der Pressekonferenz im März letzten Jahres in Dubai haben Vertreter der Expo unseren Entwurf als einen der innovativsten gelobt.

Wann ist Baubeginn für den Pavillon und welche Firma ist damit beauftragt?

Bauer: Wir sind mit einem Generalunternehmer, der aktuell schon das Nachbargrundstück bebaut, in der Endverhandlung. Sobald der Vertrag unterzeichnet ist, können die Materialien beschafft werden. Das Unternehmen ist für mehrere Pavillons zuständig. Im Februar soll mit dem Bau unseres Hauses begonnen werden.

Obwohl die Finanzierung aus der Landeskasse gesichert ist, wie lange werden Sie sich um weitere Sponsoren bemühen?

Bauer: Ich führe laufend Gespräche, bis zur Eröffnung. Wir haben den Auftrag, so viel wie möglich zurückzuführen, da das Land eine Fehlbedarfsfinanzierung stellt. Seit der festen Zusage des Landes können wir die Garantie geben: Der Pavillon wird gebaut, wir gehen nach Dubai.

Wer ist in die Entwicklung des Konzepts für den Pavillon involviert?

Bauer: Das Team der Projektgesellschaft zusammen mit den Planern der ARGE Knippers Helbig, Transsolar und VON M. Im vergangenen Jahr haben wir als Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation mit der Messe Freiburg und der Ingenieurkammer, oft neben unseren Hauptjobs am Expo-Projekt gearbeitet. Ulrich Kromer stieß zu uns, der sowohl mit Ausstellungsrealisierungen als auch bei der Sponsorenansprache viel Erfahrung hat. Die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut engagiert sich ebenfalls sehr stark.

Wie ist die Zusammenarbeit mit ihr?

Bauer: Wir sind in sehr engem Kontakt auf unterschiedlichen Ebenen im Ministerium. Ich habe einen engen Draht zur Hausspitze. Wir sind intensiv im Austausch über das Projekt und Gespräche mit einzelnen Unternehmen.

Die wirtschaftliche Lage wird angespannter, haben Sie dies bei der Sponsorensuche zu spüren bekommen?

Bauer: Bevor ich mit dem Projekt betraut wurde, gab es anscheinend noch euphorischere Bekundungen zur Expo. Inzwischen befinden wir uns in einer anderen konjunkturellen Situation als vor über einem Jahr. Jeder hält die Expo für eine gute Sache, wenn dennoch eine Absage kam, dann mit der Begründung, man könne das momentan nicht stemmen. Es ist also eine Herausforderung. Wir bieten den Unternehmen unterschiedliche Pakete – je nachdem welche Summe man wählt. Auch Sachsponsoring ist möglich.

Was sind Ihre Aufgaben bei der PG und was tun Sie als Technologiebeauftragter?

Bauer: Ich wurde im Herbst 2019 gebeten mich für die Expo zu engagieren, koordiniere den Dialog zwischen der Gesellschaft, der Landesregierung, sowie der Öffentlichkeit und den Unternehmen. Trotz der Startschwierigkeiten habe ich es nicht bereut zugesagt zu haben, weil ich wusste, was auf mich zukommt. In meiner Rolle als Technologiebeauftragter berichte ich der Regierung regelmäßig aus dem Bereich der Technologie- und Innovationspolitik. Beide Aufgaben übe ich ehrenamtlich aus.

Sind seit der im November veröffentlichten Sponsorenliste weitere hinzugekommen?

Bauer: Solange nichts unterschrieben ist, darf ich keine Namen nennen.

Waren Sie schon eingebunden, als das ganze Projekt noch unter Herrn Sander lief?

Bauer: Wir als Fraunhofer-Institut waren beteiligt. Involviert war ich erst, als die Gespräche in den Ministerien zur Überbrückungshilfe aus Landesgeldern stattgefunden hatten. Deshalb kann ich mich dazu nicht äußern.

Wer haftet, wenn das Projekt scheitert?

Bauer: Ich gehe nicht von einem Scheitern aus.

Wenn das Projekt scheitern würde, müsste wohl die Projektgesellschaft eintreten?

Bauer: Die Finanzierung ist gesichert. Der Pavillon wird gebaut. Wir werden Baden-Württemberg hervorragend präsentieren!