König Wilhelm II zeigte sich spendabel und verschenkte Gegenstände aus dem Königshaus. Das Stadtmuseum sucht nun nach ihnen.

S-Mitte - Eine damals 18-Jährige setzt sich neben eine ältere Dame. Sie vertreiben sich die Zeit mit einem Schwatz. Das Mädchen weiß zunächst nicht, wer mit ihr plaudert. Denn es existieren zur Zeit der Begebenheit weder Fernsehen noch soziale Medien. Als sie es erfährt, ist sie sprachlos. Denn sie spricht mit der württembergischen Königin Charlotte, Ehefrau von Wilhelm II.

 

Wenige Tage nach der Begegnung erhält das Mädchen Post aus dem Königshaus. Königin Charlotte schenkt ihr goldene Mokkalöffel für die Aussteuer. Die damals 18-Jährige lebe heute noch, erzählt Edith Neumann, stellvertretende Leiterin des Museum und Leiterin der Sammlung des Stadtmuseums. Die Mokkalöffel gehören nun zu den persönlichen Erinnerungen, die Teil der im Oktober beginnenden Sonderausstellung zu König Wilhelm II. werden sollen.

Stadtmuseum richtet Aufruf an Bürger

Das Stadtmuseum veröffentlichte Anfang Juli einen Aufruf: Wer in der Familie Gegenstände oder Geschenke des als Bürgerkönig verehrten Monarchen aufbewahre, möge diese bis zum 31. Juli der Ausstellung zur Verfügung stellen, hieß es darin. Laut Neumann gibt es jeden Tag neue Angebote. Neun Objekte seien bereits dazu bestimmt worden, im sogenannten „Emotion Room“ als Exponate zu dienen, meint die Leiterin der Sammlung.

Es sei gar nicht so selten, dass Menschen damals in den Besitz von persönlichen Gegenständen des damaligen Königs kamen, erklärt Neumann. „Sie wurden zum Teil bei Festen bei Tombolas verlost oder vom König gestiftet“, sagt sie.

Wilhelm II. verteilte Bonbons

König Wilhelm verteilte nicht nur auf Spaziergängen mit seinen beiden Spitzen gerne Bonbons an Kinder. Er zeigte sich auch sonst gegenüber seinen Württembergern spendabel. „Er hat viele Geschenke gemacht“, sagt Neumann.

Die Mitarbeiter des Museums prüften die angebotenen Stücke nun darauf, ob sie wirklich einmal im Besitz des Königs waren, erklärt Neumann. Ein Hinweis darauf könne zum Beispiel ein Monogramm des Königs auf einem Objekt sein, erläutert die stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums.

Betagte Menschen melden sich

Wichtig sei auch, wie glaubwürdig die Geschichte hinter dem Objekt sei. Neumann spricht von „authentischen Erzählungen“, die glaubhaft darlegen können, wie ein Objekt seinen Weg aus dem Königshaus in den Privatbesitz gefunden hat. Es seien in der Regel betagte Menschen, die Ausstellungstücke anböten und dabei berichteten, wie die Geschenke des Königs Teil der Familientradition wurden, meint Neumann.

Die persönlichen Gegenstände sollen laut der Leiterin der Stadtmuseumssammlung während der Wilhelm-II.-Ausstellung auch einen Eindruck davon vermitteln, wie die Württemberger von ihrem 1918 während der Novemberrevolution am Ende des Ersten Weltkriegs aus dem Stadtpalais vertriebenen Monarchen erzählen, erklärt Neumann.

König regierte von 1891 an

Seine Großzügigkeit wird bis heute neben seiner Offenheit für den gesellschaftlichen Fortschritt und Reformen als Beleg für die Bürgernähe des 1848 geborenen und seit 1891 regierenden Monarchen genannt.

Geschenke aus dem Königshaus und die Geschichten dahinter sollen eine Vorstellung davon geben, wie der Monarch und seine Frau sich eine Beliebtheit erwarben, die sich in Stuttgart bis heute erhalten hat.