Fünf Extremsportler aus Welzheim wollen mit ihren Rennbikes zum Gardasee fahren: knapp 550 Kilometer, etwa 5500 Höhenmeter in geschätzt 20 Stunden – und Spenden sammeln für die Hospizstiftung.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Welzheim - Sie kennen sich seit vielen Jahren. Und jeder sagt sinngemäß über den anderen: Dieser sei wohl der verrückteste Ausdauersportler. Ralf Kircher (49 Jahre), Roland Wahl (44), Hagen Ruoff (49), Klaus Erdei (50) und Dieter Zimmermann (60) haben zig tausend Rennradkilomter in den Beinen. Zimmermann, der Senior im Bunde, ist übrigens Kämmerer der Gemeinde Kaisersbach. Objektiv betrachtet dürfte Hagen Ruoff der Verrückeste sein, er radelt fast täglich von Welzheim zur Arbeit nach Stuttgart und wieder zurück, rund 100 Kilometer. Auch Ralf Kircher nimmt so oft wie möglich das Bike um von Welzheim zur Arbeit bei der Firmas Wöhrle in Winnenden zu kommen, das sind hin und zurück aber „nur“ knapp 50 Kilometer. Beide verbringen ihren Urlaub gerne im Sattel, erst kürzlich auf Mallorca.

 

Ralf Kircher und Hagen Ruoff, er ist Technikleiter in der Stuttgarter Liederhalle, haben schon viele gemeinsame Touren unternommen. Jetzt planen die beiden mit den drei Kumpels eine Nonstop-Fahrt von Welzheim bis nach Riva am Gardasee: knapp 550 Kilometer, etwa 5500 Höhenmeter in geschätzt 20 Stunden. Mit der Benefizfahrt wollen die fünf Freude Geld sammeln für die Pusteblume, den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Rems-Murr-Hospizstiftung.

Bis dato sind rund 3500 Euro gespendet worden

Kircher und Ruoff hatten vor ein paar Jahren schon mal am Stück bis zum Gardasee biken wollen. Damals waren sie nur ein paar Kilometer vom Ziel entfernt wegen eines Defekts gestoppt worden und ernüchtert in das Begleitfahrzeug gestiegen. Jetzt also haben sie beschlossen, noch einen Versuch zu starten. „Aber diesmal nur, wenn wir für einen guten Zweck fahren“, das habe er seinem Kumpel gesagt, erzählt Ralf Kircher. Dann habe er seinen Vetter, den Backnanger SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber, gefragt, welche Einrichtung dieser vorschlagen könnte. So fiel die Wahl auf die Pusteblume. Obgleich die Wahnsinnsbiker bisher nur wenig Werbung gemacht haben, sind mittlerweile 3500 Euro zusammen. Zu den Spendern gehören Firmen und Privatpersonen.

Der Startschuss soll mitten in der Nacht von Freitag, 20. Juni, auf Samstag, 21. Juni, fallen, vermutlich um Mitternacht auf dem Marktplatz in Welzheim. Der längste Tag im Jahr wurde ganz bewusst gewählt, die Welzheimer wollen möglichst lange bei Helligkeit unterwegs sein. Josef Beier, ein weiterer Kumpel, steuert das Begleitbussle mit einem Reserverennrad – sicher ist sicher. Sollte einer der Biker verletzungsbedingt ausfallen, dann werde dieser umsteigen, das ist fest ausgemacht. Diesmal soll nicht kurz vor dem Gardasee Schluss sein. Beier hat versprochen, immer in der Nähe der Radfahrer zu bleiben. Manch ein Autofahrer dürfte sich in der besagten Nacht und am Tag darauf wegen des langsamen Bussles ärgern. „Aber je weiter wir nach Süden kommen, desto verständnisvoller sind die Leute“, erklärt Kicher. Die Italiener, sagt er, „sind total radverrückt“. Wenn sie ein fünfköpfiges Team sehen, in dem alle die gleichen T-Shirts tragen, dann werde es ganz bestimmt keine Probleme geben.

Regelmäßig essen, auch wenn noch kein Hunger zu spüren ist

Am Samstag, 21. Juni, wollen die Spendensammler zunächst über die Schwäbische Alb fahren, dann weiter durch das Allgäu und Österreich und schließlich in Italien über Bozen, Meran und Trento bis nach Riva am Gardasee. Bei der letzte Tour in Richtung See, sagt Kircher, „haben wir einen 31er Schnitt gefahren“, also durchschnittlich 31 Kilometer in der Stunde geschafft. Gibt’s ein Geheimrezept fürs Durchhalten? Nun ja, ein paar Regeln müssten halt beachtet werden: Nicht zu schnell anfangen, regelmäßig essen, auch wenn noch kein Hunger zu spüren ist. Und was wird gegessen? Hefezopf, Müsliriegel, getrocknete Früchte, Bananen, belegte Brote. Dazu gibt es isotonische Getränke und ganz viel Wasser.

Wenn die Kumpels ankommen am Seeufer, dann werden sie vermutlich erst mal Pizza verdrücken – und dann schlafen. Am Tag drauf geht es nämlich gleich wieder zurück nach Welzheim, allerdings im Bussle.